Gute Laune und liebevolle Details auf der Rockabilly Convention
Regen, kalt, ungemütlich: Das Wetter bei der Rockabilly Convention ließ zu Wünschen übrig. Ganz im Gegensatz zu den 23 internationalen Bands, die von Mittwoch bis Samstagnacht in Pullman City rockten. Sie heizten nicht nur auf den Tanzflächen ein, sondern brachten auch Sonne in die Herzen der Menschen. Diese ließen sich also von ein paar Schauern die gute Laune nicht nehmen und feierten den Stil der 50er und 60er Jahre, mit allem, was dazu gehört. Mit Rock'n'Roll und Rockabilly, mit spektakulären Oldtimern, Pomade, Petticoats und knallroten Lippen.
Für einen furiosen Start sorgten „The Booze Bombs“ und „The Spunyboys“ aus Frankreich. Tanzgruppen aus Nah und Fern führten originelle und teils frivole Choreografien vor. Claudia und Wolfgang Fesl rissen Anfänger wie Fortgeschrittene mit ihren Boogie Woogie-Workshops mit. Tagsüber legten DJ Rockin' Daddy und DJ Andy auf, abends elektrisierten hochkarätige Livebands wie Earl Jackson (England), „The Dynamite Dudes“ (Ungarn), „The Bobcats“ (England) und „Al Dual“ (Spanien) die Massen. „Eine rundum friedliche Veranstaltung mit tollen Musikern und Gästen“, so das Fazit von Event-Managerin Christina Hauzenberger. Die nächsten Events für alle Fans von Rockabilly- & Boogie Woogie: Der Rockabilly Day am 27. Dezember mit Boogie Woogie-Workshop. Und der Rockabilly Rumble Band Contest am 3. und 4. April 2020.
Sie sorgten für die schönsten Outfits und Accessoires:
„Ein Stück Herz aus Baziland“
Originelle Designs und handgefertigte Unikate aus reiner Baumwolle gab es bei Carmen Beierwaltes aus der Nähe von Augsburg. 1987 gründete die Schneiderin ihr Mode-Label „Pin up by Baziland“. Ihre Spezialität: Die 50er Jahre in die heutige Zeit übertragen. Wie sie das macht? „Mein inneres Auge sieht Sachen, die ich dann Realität werden lasse.“ Ihre Kunden, darunter viele Tänzer und US Car-Fahrer, die sich ein Outfit passend zum Auto wünschen, wissen ihre Kunst und ihr Können zu schätzen. „Ich geb' immer ein Stück Herz her“, sagt Carmen, die den Kontakt zu den Leuten liebt. Während sie die Kreative ist, kümmert sich ihr Mann Reiner, im Hauptberuf Steuerinspektor, ums Büro. Und was bedeutet jetzt eigentlich der Begriff „Baziland?“ „Du weißt doch, was in Bayern ein Bazi ist?“, fragt Carmen, „ein Spitzbub, ein liebenswerter. Das passt zu mir. Der Begriff Baziland kommt von einem Kunden aus Mainz, der Bayern mal so nannte.“
Persönliches von Melany & Elisabeth
Jede hat zuhause ihre Werkstatt, jede fertigt ihre eigenen Kreationen. Aber auf den Festivals sind sie ein eingeschworenes Team, teilen sich immer einen Stand. Melany kreiert aus Stoff Wohn-Accessoires. Egal, ob ein Bild des eigenen Pferdes auf ein Couch-Kissen soll, oder die Erinnerungsfotos von der Tour auf der Route 66 zu einer Patchwork-Decke werden, Melany freut sich über die persönlichen Wünsche ihrer Kunden – und setzt diese liebevoll um. Elisabeth arbeitet mit naturgegerbtem Leder, bemalt dieses oft mit speziellem Acryl. Wer bei ihr einen Geldbeutel in Auftrag gibt, kann nicht nur Größe, Form, Farbe und Design auswählen, sondern auch noch festlegen, wie viele Fächer und Taschen er haben soll. „Die Ideen werden uns nicht ausgehen“, sagen die beiden, „höchstens die Zeit.“
Es leben die 50er Jahre: Rumble 59
Sie kommen aus Essen und haben dort den wohl größten Onlineshop Nordrheinwestfalens für Kosmetik und Mode im Stil der 50er Jahre. Hauptsächlich verkaufen Sonja und Björn mit weiteren 15 Mitarbeitern Jeans, Oberteile und Petticoatkleider, aber es gibt auch Schuhe, Gürtelschnallen und Hosenträger – und ganz wichtig: Kosmetik und die Pomade der eigenen Marke „Schmiere“. Für Rockabillies und Rockabellas, Hotrodder, Biker, Swingfans und Rebellen.
Röcke und Schmuck für alle Lebenslagen
Bei Mirandas Choice (früher „Kleinkariert“) ist alles ein bisschen anders: Die zierlichen Hütchen und der oft üppig-fruchtige Kopfschmuck erzählen kleine, humorvolle Geschichten, die Röcke mit den frischen Blumen- und Dschungelmotiven sind fürs ganze Leben. Nicht nur, dass Designerin und Schneiderin Nadine Wert aus Münster auf Fairtrade und Ökotex legt. Nein, sie schafft es auch, dass ihre Röcke mitwachsen, falls die Kundin im Winter ein paar Pfund mehr hat. Dank eines elastischen und verstellbaren Bunds, abgeschaut von Kinderstrumpfhosen. Nadine Schmitz studierte Kunst und Soziologie, arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni und hatte schon eine halbe Doktorarbeit geschrieben, als sie 2017 doch mit der Mode den Sprung in die Selbständigkeit wagte. Die Erfahrung dazu hatte sie: Schon vor elf Jahren gründete sie ihr Label „kleinkariert“. „Hier darf Frau Frau sein und ihre Rundungen haben“, sagt Nadine.
Hosen, Hosen, Hosen und noch vieles mehr
Vor 15 Jahren fing es an, da zogen die Mode und die Szene der 30er, 40er und 50er Jahre Stefanie Reim in ihren Bann. Es ist eine Leidenschaft daraus geworden, und ein Beruf. In ihrem Shop Suicideglam.com verkauft Stefanie Reim Bademode, Kleider, Petticoats sowie Hosen im Stil Marlene, Capri oder Latz, und dazu auch die passenden Strickpullis, teils Reproduktionen von Originalen. Bis vor Kurzem betrieb sie in Höchberg bei Würzburg noch einen Laden, doch das Käuferverhalten hat sich geändert. Jetzt wird vorrangig online verkauft, und ab Lager. Das eigene kleine Label von Stefanie Reim heißt Sugarshock. Die Jungs finden bei Suicideglam alles von Hemden, T-Shirts, Jacken, Mützen, Hüte, bis hin zur Pomade im coolen Rockabilly Style. Beim Verkaufen helfen Daniela Hütter und Amy Wilson.
Eine Firma mit zwei fahrenden Filialen
Dennis Weigel aus Straubing macht es, wie seine Mutter: Er hat einen Anhänger als Geschäft und fährt am Wochenende von Festival zu Festival. Schon als kleiner Bub wuchs er in dieses Leben hinein, jetzt ist es selbstverständlich für ihn. Er verkauft Geldbörsen, Armbänder, Gürtelschnallen und Ledertaschen, zum Teil aus USA und Kanada, zum Teil aus Bayern. TopShop heißt das Unternehmen mit den zwei fahrenden Filialen von Mutter und Sohn. Wer ihnen zusah, musste fast neidisch werden: Monika und Peter von den Linthdancers aus der Schweiz zeigten nicht nur bei ihrer Aufführung ihre Künste, sondern auch „privat“ auf der Tanzfläche. Doch auch hier konnte ihnen niemand die Show stehlen.
Zwei Shopping-Queens im Retro-Style
Gisela und Evi kamen aus Landshut, um ihrem Hobby zu frönen: „Wir sind jedes Jahr hier, hier sind nette und offene Leute, wir mögen die Musik und den Lifestyle“, sagen die beiden Lehrerinnen. Sie nahmen sich am Freitagabend alle Zeit der Welt, um sich an den Händlerständen umzusehen. Was sie in ihren Einkaufstaschen haben? Eine Bluse mit Kirschen drauf, Ohrringe, eine Kappe und eine Schwalbe aus Aufnäher.