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Pullman City - Die lebende Westernstand - Eging am See/Passau

ulf gerspacher im interview ...

Vor 2 Jahren gab er als „Bärenjäger Baumann“ seinen Einstand in Pullman Citys Karl-May-Familie - Ulf Gerspacher. Letztes Jahr schlüpfte er erstmals in die Rolle des kauzigen Westmanns Sam Hawkens und eroberte die Herzen der Zuschauer im Sturm. Auch in diesem Jahr dürfen wir uns auf ihn in seiner Paraderolle freuen. Der 49-jährige ausgebildete Schauspieler stand bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg bereits mit Pierre Brice und auch mit Sam-Hawkens-Legende Ralf Wolter, der letztes Jahr im Oktober verstarb, auf der Bühne. „Ralfs Fußstapfen sind natürlich übergroß! Meine Intention ist es deshalb, mich von ihm inspirieren zu lassen und im besten Fall meine eigenen, ein bisschen anderen und gern auch etwas kleineren Fußstapfen zu hinterlassen“, zollt er dem großen deutschen Schauspieler Respekt.

Howdy, Ulf! Willkommen zurück. Du bist nun schon zum 3. Mal dabei. Was ist es, das dich immer wieder zu den Karl-May-Spielen nach Pullman City zurückzieht?
Es ist tatsächlich das Zusammenwachsen im Laufe der Zeit. Man ist hier im Ensemble von Leuten umgeben, die zu 100% Bock haben auf das, was wir hier machen. Regisseur Mike Dietrich hat ein offenes Ohr für all unsere Ideen, sodass sich jeder miteinbringen kann, und am Ende kommt dann eine tolle Inszenierung dabei heraus. Ein so enges Zusammenarbeiten, wo gemeinsam, von den Komparsen angefangen über die Schauspieler, Security, Geschäftsleitung und alle anderen Mitarbeiter unserer Westernstadt, mit großer Professionalität, aber auch mit mindestens ebenso viel Spaß, etwas so Großes erschaffen wird, habe ich so noch nicht erlebt.

Welche besonderen Erlebnisse verbindest du mit den vergangenen Spielzeiten?
Für mich ist es das Gesamterlebnis. Beispielsweise zu erleben, wie der Zuspruch des Publikums immer größer wird und sich bei unseren Autogrammstunden lange Schlangen auf der Main Street bilden. Die Kids, die mit strahlenden  Augen vor dir stehen, um ein Foto und eine Unterschrift zu ergattern. Die stetig wachsenden Zuschauerzahlen bestätigen uns alle in dem, was wir tun. Und natürlich die Hammeratmosphäre in der Westernstadt selbst, wenn in den Abendstunden überall Live-Bands spielen und eine tolle Stimmung verbreiten.
Aber auch das Personal in den Hotels, an der Rezeption, in den Küchen, im Service, im Stall, alle Kollegen hinter den Kulissen und all diejenigen, die ich jetzt vergessen habe, sorgen für meine ganz persönlichen, unvergesslichen Glücksmomente.

Gab oder gibt es etwas, das du so nicht oder anders eingeschätzt hättest?
Anfangs hatte ich nicht mehr so ganz auf dem Schirm, wie lang eine solche Saison ist. Wir fangen ja schon 6 Wochen vor der Premiere mit den täglichen Proben an, die auch Kampf- und Reittraining beinhalten. Dann folgen an die 50 Shows... Klar macht das alles unglaublich viel Spaß, aber ich brauche anschließend dann tatsächlich eine "Kopfpause", um auch für anderes wieder offen zu sein.

Gutes Stichwort! Was machst Du denn, wenn du nicht gerade als Sam Hawkens unterwegs bist?
Zu meinem neuesten und aktuellsten Projekt bin ich eher durch Zufall und durch unseren grandiosen Karl-May-Sprecher Gordon Piedesack gekommen - Hörbücher. Aktuell in Arbeit ist ein Psychothriller von Frank Eldering mit dem Titel "Der Plot". Eine hochspannende Geschichte, in der es um die Manipulation des menschlichen Gehirns geht. Eine Anzeige dazu findet ihr im Karl-May-Treff Magazin. Als Folgeprojekt ist ein Dreiteiler geplant, die „Confluentes Triologie“. Sie beginnt im Jahre 1291 und geht bis ins Jahr 2014. Ich bin sehr gespannt darauf - Könnt ihr übrigens auch sein (er grinst)

Zurück nach Pullman City. Wir sehen dich dieses Jahr wieder als Sam Hawkens. Was bedeutet dir diese Rolle?
Als unser Regisseur Mike Dietrich mich vor 2 Jahren am Ende der Saison fragte, ob ich den Sam übernehmen wolle, war ich erst etwas unsicher. Schließlich ist Sam Hawkens ja neben Winnetou und Old Shatterhand einer DER großen Drei bei Karl May. Mittlerweile sind wir beide sehr gute Freunde und ich will ihn gar nicht mehr hergeben (er lacht). Ich hoffe, die Zuschauer sehen es ähnlich.

Worin liegen für dich die Schwierigkeiten bzw. Herausforderungen?
Wenn die Zuschauer an Winnetou und Old Shatterhand denken, haben sie sofort Pierre Brice und Lex Barker vor Augen, und bei Sam Hawkens ist es Ralf Wolter. Jeder, der das Vergnügen hat, eine dieser Rollen spielen zu dürfen, tut vermutlich gut daran, nicht 1:1 zu kopieren, denn da kann man nur verlieren.

Du hast mit Ralf Wolter in Bad Segeberg schon gemeinsam auf der Bühne gestanden.
Das war im Sommer 1991. Pierre Brice spielte damals auch zum letzten Mal den Winnetou dort. Es war einer meiner tollsten Sommer überhaupt! Das werde ich nie vergessen. Ich nutze diese Erfahrung sehr gerne als Geschenk.

Steckt ein bisschen Sam Hawkens denn auch in Ulf?
Ziel ist es ja, die Rolle so mit Leben zu füllen, dass der Zuschauer sie einem "abkauft". Und um da authentisch zu sein, greift man eben auch auf Erlebtes und Erfahrenes aus dem eigenen Leben zurück. Von daher: Ja... Bestimmt... Wenn ich mich nicht irre (er kichert)

Dein Sam hat auch jeder Menge Action. Wie hältst du dich fit?
Prinzipiell war ich nie ein Athlet im Sinne von „gelenkig“, wie zum Beispiel der Alex Milz. Ich bin eher grobmotorisch und war schon immer recht gut in Kraftübungen. Früher hab ich lange Zeit Kung-Fu gemacht. Nachdem vor drei Jahren die Zusage von Pullman City kam, musste ich mich erst mal wieder etwas in Form bringen (er lacht). Während der Saison ist man dann ja eh dauernd in Bewegung. Grundsätzlich war und ist meine Intention, eine Performance abzuliefern, die ich mir selbst abnehme. Ich hab mal gelesen: „Du musst nicht der Beste sein, sondern besser als gestern“. Ich finde, das kann man sich ruhig auf die Fahne schreiben.

Wann und wie hast du dich mit dem Karl-May-Virus infiziert?
Schon sehr früh. 1986. Ich war 12 und hab von meinen Eltern Karten für eine Aufführung in Bad Segeberg bekommen und ich wusste: Das will ich auch! Also bewarb ich mich, aber man erklärte mir sehr nett, dass aus Jugendschutzgründen Kleindarsteller mindestens 16 Jahre alt sein müssten. Also hieß es Warten - 4 Jahre lang... Aber dann war es endlich soweit.

Woher kommt deine Liebe zur Bühne?
Das weiß ich nicht. Die hatte ich schon immer. Meine Eltern sind beide Beamte, die hatten damit gar nichts zu tun. Meine Frau hat mich mal gefragt, ob ich denn wirklich in meinem Alter noch Cowboy und Indianer spielen müsse... Bei der Antwort brauchte ich nicht lange zu überlegen: Ja, muss ich!

Kennst du Lampenfieber und wie gehst du generell mit Stress um?
Lampenfieber? Ich bin immer selbst überrascht, dass ich so wenig habe. Eine gesunde Anspannung gehört für mich dazu, um fokussiert zu sein. Ich hab während meiner Kung-Fu-Zeit viel meditiert und fand es immer toll, meine Mitte zu finden. Das versuch ich in Stresssituationen immer wiederzuerwecken.

Jeder Mensch hat zwei Seiten. Welche sind deine?
Oh! Ich bin, glaube ich, sehr optimistisch. Manche Leute meinen sogar, ich wäre ein Träumer, wobei ich das besser finde, als ein Dauer-Pessimist zu sein. Ich halte mich wiederum aber auch für recht realistisch, sodass ich ganz gut einschätzen kann, was eine Träumerei ist und wann man sich an seinen Träumen orientieren und hochziehen kann.
Auf der anderen Seite bin ich extrem ungeduldig. Wenn du bei Google „Geduld“ eingibst, kommt sicher kein Foto von mir (wir lachen).

Hast du denn ein Lebensmotto?
"Als du geboren wurdest, hast du geweint und die Welt hat sich gefreut.
Lebe dein Leben so, dass, wenn du stirbst, die Welt weint und du dich freust."

Was magst du und was gar nicht?
Ich finde es toll, ab und zu mal in ein Sterne-Restaurant zu gehen, auch wenn manche Leute sagen: Das kostet viel Geld und man hat nichts auf dem Teller...
Ich mag authentische Menschen. Egal, wie oder was sie sind. Wenn sie so vollkommen bei sich sind, dann finde ich das sehr beeindruckend. Und ich mag es, wenn Menschen etwas zu erzählen haben, interessante Geschichten aus ihrem Leben. Ich finde u.a. die Texte von Reinhard Mey geil. Mein Vater hört ihn seit ewigen Zeiten. Ich finde, Reinhard Mey ist einer der wenigen Liedermacher, die in ihren Texten Dinge wirklich auf den Punkt bringen können. Sie können einen berühren, können einen zum Lachen oder auch zum Weinen bringen. Wenn du Menschen mit dem was du kannst und tust berühren kannst, dann finde ich das sehr wertvoll, und ich finde, das fehlt momentan ein bisschen.
Nicht mögen tue ich charakterlose Menschen und Menschen, die nicht zu ihrer Meinung stehen. Die immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Das empfinde ich als sehr anstrengend.  

Möchtest du den Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?
Kommt vorbei und taucht ein in eine andere Welt. Es gibt tolle Übernachtungsmöglichkeiten, vom Hotel bis zur Blockhütte. Lasst euch entführen in die Abenteuer Karl Mays. Riecht die Pferde und den Pulverdampf, seid mittendrin! Am Ende habt ihr viele tolle Erinnerungen und Erlebnisse im Gepäck, die euch sehr leicht wiederkehren lassen nach Pullman City Bayern. Sam freut sich auf Euch.

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