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Pullman City - Die lebende Westernstand - Eging am See/Passau

jochen brand im interview ...

Seit Beginn der Karl-May-Spiele Pullman City ist Jochen Brand Teil des Ensembles. Beim Fluch des Goldes (2019) flog der 55-Jährige als Zechpreller und Musikant regelmäßig aus dem Saloon, war beim Geheimnis um Old Surehand (2020) als Kopfgeldjäger und Kavallerist zu sehen und übernahm beim Sohn des Bärenjägers (2021) erstmals eine Sprechrolle und witzelte sich als Langer Davy durch den Wilden Westen. Jochen Brand lebt mit Frau und Tochter ganz in der Nähe von Pullman City, in Vilshofen. Nach Studienaufenthalten in Frankreich und Wales unterrichtet er Fremdsprachen am Adalbert-Stifter-Gymnasium in Passau. Der bekennende Karl-May-Fan lernte die Bretter, die die Welt bedeuten vor allem als Musiker kennen. Aber auch als Moderator bei UnserRadio Passau oder Reporter bei TRP1 Passau konnte er das tun, was er am liebsten tut: Menschen unterhalten.

Nach einem Jahr Pause bist du wieder zurück. Was zieht dich immer wieder zu den Karl-May-Spielen nach Pullman City?
Einmal davon infiziert, lässt einen das Karl-May-Virus nicht mehr los, nicht zuletzt, weil bei den Karl-May-Spielen in Pullman City der Teamgeist und die Arbeitsatmosphäre einfach stimmen. Und wer lässt mich in meinem Alter noch Cowboy und Indianer spielen und holt nicht gleich den Arzt? ?

Was hat dich anfangs gereizt, hier zu spielen?
Ich war schon immer Karl-May-Fan, sowohl von den Büchern, als auch von den Filmen, und hab mit meiner Familie schon etliche Karl-May-Bühnen besucht. Dabei hab ich mir immer gewünscht, bei so etwas auch einmal mitmachen zu können, aber die Entfernungen waren einfach zu groß. Als ich 2019 las, dass Pullman City eigene Karl-May-Festspiele plant, direkt vor meiner Haustür, war ich natürlich gleich Feuer und Flamme. Da musste ich einfach dabei sein!

Vor 2 Jahren hattest du zum ersten Mal eine Sprechrolle. Gab es dabei etwas, das du so nicht oder anders eingeschätzt hättest?
Oh ja, als Musikant war ich es gewohnt, immer ins Publikum zu schauen und den Blickkontakt mit den Zuschauern regelrecht zu suchen. Das wurde mir von Regisseur Mike Dietrich schnell abgewöhnt.
Dann ist eine Karl-May-Bühne viel größer als eine Theaterbühne und es ist schon eine Herausforderung so zu spielen, dass das Publikum merkt, wer gerade spricht. Große Gesten sind da gefragt.
Das gleichzeitige Reiten und Spielen hatte ich mir leichter vorgestellt. Es ist gar nicht so einfach, in seiner Rolle zu bleiben, wenn das Pferd seinen eigenen Willen hat. Schon allein das lockere Aufsteigen auf der Bühne war bei den ersten Proben ein Problem, erst recht, weil es aussehen sollte, als sei ich ein erfahrener Westmann... Zum Glück hatte ich mit Sam ein gutmütiges Pferd.
Und es war körperlich anstrengender als erwartet. Als Langer Davy war ich mit dem Dicken Jemmy in jeder zweiten Szene zu sehen, und das bedeutete Stress hinter der Bühne, zu Fuß links raus, dann mit Pferd rechts wieder rein, rausreiten, vom Pferd runter, wieder zu Fuß rein, dann hinter der Bühne zum Fort laufen und dort wieder raus…

Welche besonderen Erlebnisse verbindest du mit den vergangenen Spielzeiten?
Da ist zum einen die Aufbruchsstimmung der ersten Spiel-Saison. Bei Winnetou und der Fluch des Goldes herrschte ein Pioniergeist, der alle Beteiligten beseelte. Schließlich hatte es Karl-May-Spiele im Bayerischen Wald noch nie gegeben. Bis heute können wir sagen: Wir waren dabei! Der Zusammenhalt im allerersten Team war schon etwas Besonderes und der Gemeinsinn, der damals entstand, hat sich bis heute gehalten. Niemand wusste so am Anfang recht, worauf wir uns da einlassen. Keiner hat es bereut, im Gegenteil.
Besonders schöne Erinnerungen auf der Bühne gibt es viele, z.B. als ich im Fluch des Goldes als Zechpreller in jeder Show von Buddy und Reno aus dem Saloon geworfen wurde und dabei so manches Mal den Pferdeäpfeln im Sand ausweichen musste.
Beim Geheimnis um Old Surehand erinnere ich mich noch gut daran, wie wir jede Show als Nordstaatler im Laufschritt eine Kanone an den Zuschauern vorbeigezogen und dabei aufpassen mussten, uns nicht gegenseitig zu Fall zu bringen. Oder als ich im Sohn des Bärenjägers als Langer Davy beim Vorbeireiten an den Zuschauern meinen Revolver verlor, den ich mir dann zwei Szenen später unter Gelächter abholen durfte, weil ich ihn brauchte, und, und, und…
Nicht zu vergessen sind die schönen Erinnerungen hinter der Bühne, der Zusammenhalt, die Solidarität, die Spannung kurz vor dem Auftritt, das alles schweißt das Team zusammen. Last but not least der Humor, der hinter der Bühne nie fehlt und der Crew hilft, auch schwierige Situationen zu überstehen.

Wir sehen dich dieses Jahr wieder in einer komischen Rolle, nämlich als versnobten Lord Castlepool. Erzähl mal was über deine Rolle, wie gehst du sie an und worin liegen für dich die Schwierigkeiten und Herausforderungen?
Lord Castlepool ist ein reicher, skurriler Adeliger aus Schottland, der im Wilden Westen spannende Abenteuer erleben will und dafür Sam Hawkens engagiert, der ihn mit berühmten Jägern und Häuptlingen bekannt machen soll. Für jedes Abenteuer zahlt er ihm 50$ und führt darüber akribisch Buch.
Lord Castlepool ist eine dankbare Rolle, in der ich meine komödiantische Ader nach Herzenslust ausleben kann. Ich versuche ihn als Mischung zwischen Eddie Arendt, Chris Howland und Mr. Bean anzulegen. Die Schwierigkeit wird sein, die rechte Balance zwischen seiner Tollpatschigkeit und seinen Anlagen als Westmann zu finden, schließlich ist er ein guter Schütze und Spurenleser, glaubt er zumindest…

Bist du privat auch komisch?
Ich nehme mich selbst nicht so ernst, und es ist mir auch vollkommen egal, was jemand von mir denkt oder wenn jemand über mich lacht.
Der Lacher auf der Bühne ist mir aber schon wichtig. Mich hat es immer gefreut, wenn Max Hartl als Dicker Jemmy vor zwei Jahren die Gags aufbaute und ich den Sack dann zumachen durfte. Das war wirklich schön! Es war mir vollkommen Wurscht, ob ich dumm `rüberkam, wenn ich nur die Freude in den Augen der Kinder sehen durfte. Wir, die beiden komischen Charaktere, waren ja doch eher für das kleinere Publikum da, lockerten das spannende und ernste Geschehen immer wieder ein bisschen auf. Das kam meinem Naturell schon sehr entgegen.

Du bist tatsächlich Englischlehrer. Ist das hilfreich?
Oh yes indeed!  ?
Lord Castlepool hat als britischer Adeliger natürlich einen versnobten Akzent, wenn er Deutsch spricht und da hilft es, wenn man sich das Original vergegenwärtigt. Außerdem rutschen ihm immer wieder englische Versatzstücke heraus und die im besten Oxford English, das ich schon vor Ort studieren durfte.

Wissen deine Schüler, was du hier „treibst“?
Ich unterrichte ja in Passau. Da ist die Chance, dass dich Schüler sehen, eher gering. Aber ein paar wissen es schon, und einige wenige haben mich auch darauf angesprochen. Ehrlich gesagt möchte ich das auf der Arbeit auch nicht so hochkochen. Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps – wobei ich hier natürlich keinen Schnaps trinke... (wir lachen)
Meiner Erfahrung nach sehen die Schüler es, wenn sie es denn herausfinden, eher positiv. Sie sehen, dass der Lehrer auch ein Privatleben hat und lernen ihn von einer anderen Seite kennen.

Du hattest ja vor Pullman City auch schon Bühnenerfahrung. Wie sah die aus?
An der Schule und an der Uni hab ich Schüler- bzw. Studententheater gemacht. Meine Bühnenerfahrung war und ist aber eher musikalischer Natur. Ich bin jahrelang als „Elwood“ mit einer „Blues-Brothers Tribute Band“ aufgetreten. Letzten Endes ist das auch eine Form von Schauspiel, denn ich stelle ja jemanden dar. Außerdem ist das auch Tanzen, Singen und Mundharmonika spielen. Der größte Unterschied ist, dass es bei der Musik darum geht, Kontakt zum Publikum aufzunehmen. Du musst schauen, wie die Leute reagieren, um dein Programm danach auszurichten. Das ist beim Schauspiel eher nicht so und ich musste mir diesen andauernden Blick auf die Reaktionen der Zuschauer echt mühsam abgewöhnen.

Woher kommt bei dir die Liebe zur Bühne?
Anscheinend angeboren. Ich erinnere mich noch an die Hochzeit meines Onkels. Ich war 7 oder 8 und auf der Feier spielte eine Band. Ich war von der so fasziniert, dass ich gar nicht mehr weg ging. Irgendwann haben die mich Schlagzeug spielen lassen (wir lachen). Kurz danach hab ich angefangen, Gitarre spielen zu lernen. Also, die Musik hat mich damals schon stark angezogen... Die Schauspielerei auch, aber die Musik war scheinbar schon immer ein bisschen wichtiger.

Wie bist du überhaupt nach Pullman City gekommen?
Das erste Mal waren wir in den 90er Jahren hier, kurz nach der Eröffnung. Und dann erst wieder 2010, als Pierre Brice da war. So richtig eingestiegen sind wir aber erst durch Karl May.

Kennst du Lampenfieber und wie gehst du damit um?
Bei der Premiere bin ich wahnsinnig aufgeregt, oder überhaupt, wenn ich etwas zum ersten Mal mache. Da möchte ich am liebsten davonlaufen. Wenn es dann erst mal läuft, muss ich aufpassen, dass es nicht in die andere Richtung schwenkt und ich es zu locker nehme. Dann setze ich mich auf mein Pferd, gehe den Text und die Wege in Gedanken noch einmal durch und versuche, mich auf die Rolle einzulassen - Mimik, Gestik – jetzt bin ich´s...

Etwas Persönliches. Worüber kannst du dich so richtig freuen und worüber so richtig aufregen?
Freuen kann ich mich über alle möglichen Kleinigkeiten. Ich hab´ mir eine ziemlich große Portion „Kind“ bewahrt. Das heißt, ich kann mich auch kindisch freuen und bin gern mal albern.
Ein großer Aufreger bin ich nicht. Bei mir sind es eher die kleinen Dinge, die mich ärgern. Zum Beispiel, wenn mir etwas zum fünften Mal `runterfällt oder irgendein Gerät kaputt geht und ich es nicht wieder hinbekomme. Ansonsten zeichnen mich aber die Bayrische Ruhe und Gemütlichkeit aus.

Was machst du, wenn du nicht gerade im Wilden Westen unterwegs bist? Hast du Hobbys?
Meine Frau und ich reisen furchtbar gern, möglichst mehrmals pro Jahr. Städte anschauen, aber auch ans Meer fahren. Das große Thema ist bei mir aber wie immer Musik. Ich habe und spiele einige Instrumente - Gitarre, Banjo und Mundharmonika. Irgendwo steht auch noch ein Schlagzeug herum, aber das spiele ich nicht wirklich. Schwimmen tue ich noch ganz gerne, aber am liebsten ist mir tatsächlich, die Gitarre zu nehmen und irgendein Lied zu spielen, das man gern hat. In diesen 5 Minuten ist man so in der Musik drin, dass man alles andere um sich vergisst, und das finde ich phantastisch.

Was wünschst du dir für diese Saison?
Ich wünsche dem ganzen Team viel Glück und Gesundheit für die kommende Saison und wieder die Spielfreude, die die Karl-May-Spiele von Pullman City auszeichnet. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben? Der Weg nach Pullman City lohnt sich immer und dieses Jahr besonders, schließlich gilt es den Schatz im Silbersee zu verteidigen. Und Lord Castlepool ist mittendrin. Wonderful!

Hast du ein Lebensmotto?
Leben und leben lassen.
Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Jeder spinnt, nur anders.  ?

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