Von brennenden Kutschen, Bürgerkrieg und Bollerwagen …
Am 16. Mai 1997 öffnete Pullman City die Tore, am 15. Mai 1997 hatte er dort seinen ersten Arbeitstag - Johann Hartl, besser bekannt als "Kutscher Joey".
Flora, Mona, Nanni, Eldorado und Eskador, zwei Süddeutsche Kaltblüter und drei Noriker, hören auf sein Kommando. Gemeinsam rollt das Gespann durch den Wilden Westen und sorgt mit Planwagen und Postkutsche in den Shows, bei den Karl-May-Spielen und in der Westernstadt stets für einen stilechten Auftritt. Nicht nur tausende Besucher haben sich in den vergangenen 27 Jahren an einer Fahrt mit Pferd und Wagen durch das weitläufige Pullman City Areal erfreut, auch Leinwand-Winnetou Pierre Brice war 2010 schon zu Gast in Joeys Postkutsche, ein ganz besonderes Erlebnis für das Urgestein. Geboren und aufgewachsen ist der 64-Jährige in Ortenburg bei Bad Griesbach.
Howdy, Joey. Wie begann die Geschichte von dir und Pullman City?
Ich habe die beiden Pullman-Gründer Peter Meier und Wolfgang Hagenberger von ihren Pferde- und Westernfesten her gekannt. Weil sie wussten, dass ich einen Kutschenschein habe, sprachen sie mich an, ob ich nicht Lust hätte, für sie zu arbeiten. Ich meinte damals, dass ich es mir einmal anschaue... Das mache ich nun schon seit 27 Jahren…
Was hast du denn vorher gemacht?
Ich war Fernfahrer, und davor war ich 12 Jahre bei der Bundeswehr als Versorgungsfeldwebel. Als 1989 die Mauer fiel, wurden wir entlassen, weil wir zu alt waren und sie uns nicht mehr brauchten.
Und nun schon 27 Jahre Wilder Westen... Was ist es, dass dich so lange hält?
Ich bin kein Büro Mensch. Ich brauche die Abwechslung, die ich hier allein schon durch die vielen verschiedenen Events habe. Und was auch ganz wichtig ist, ich bin von früh bis spät an der frischen Luft. Als Krönung darf ich dann noch mit meinen Kaltblütern arbeiten - Das ist einfach das Schönste an dem Ganzen.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Meine Woche hat vollgepackte Arbeitstage. Das kommt ganz auf das Event an. Jetzt bei Karl May ist der Tag natürlich ein bisschen länger (er grinst).
Vormittags arbeite ich beim Bauhof, bevor es zwischen 10.00 und 11.00 Uhr mit dem Kutsche fahren im Park und für die Shows weitergeht.
Wie bist du überhaupt zum Kutsche fahren gekommen?
Zu Hause in Ortenburg hatte ich ein eigenes Pferd und war als reiner Freizeitreiter Mitglied und Geschäftsführer von einem Fahr- und Reitverein. Über Winter haben wir irgendwann einfach so aus Jux und Langeweile bei einem Freund, einem der besten Gespannfahrer, einen Kutschenschein gemacht.
Was hast du damals davon gehalten, als es hieß, Pullman City will Karl May spielen?
(Er lacht) Ich war mit dabei, das neue Bühnenareal und die Kulissen dafür zu bauen. Außerdem war ich neugierig und gespannt auf das Was und Wie. Vor allem, weil ich schon die Ehre hatte, Winnetou Pierre Brice mit meiner Postkutsche durch Pullman zu fahren. Am 25. September 2010 war das.
Hast du dich auch aktiv für Karl May beworben?
Nein. Das Mitwirken gehörte irgendwie automatisch mit zu meinem Arbeitsplatz. Gerade in der Anfangsphase wurde alles Mögliche für die Karl-May-Spiele gebraucht, und Joey brauchten sie eben auch. Gleich im ersten Jahr musste ich mit einer brennenden Postkutsche über die Bühne jagen. Das war toll...
... Und Joey musste sehen, wie er seine Pferde an so etwas gewöhnt?
Ach, denen hat es nichts ausgemacht. Allein durch den Betrieb und den Lärm hierherinnen sind sie ziemlich hart im Nehmen und gewöhnen sich an so etwas recht schnell. Was ihnen dagegen etwas schwer gefallen ist, waren in diesem Jahr die Treck-Bilder. Wenn sie eine Weile ruhig auf der Bühne stehen bleiben mussten, wo sie sonst nur kurz anhalten, um jemanden aussteigen zu lassen.
Das mussten wir schon ein bisschen üben, vor allem mit den neuen Pferden. Meinen beiden alten, erfahrenen Hauptpferden Flora und Manni, denen zeigst du so etwas zweimal und dann wissen die Bescheid.
Grundsätzlich muss man einfach austesten, ob und in wieweit ein Pferd für eine Aufgabe geeignet ist, indem man es langsam heranführt. Mit Eskador und Eldorado mache ich das gerade. Die zwei sind 6 Jahre jung und wir haben sie letztes Jahr erst gekauft. Jetzt stehen viele Trainingseinheiten an um die Pferde an Pullman, das Showleben und die Geräuschkulisse zu gewöhnen.
Hattest du vorher schon einen Bezug zu Karl May?
Wir sind alle mit Karl May aufgewachsen und haben uns im Kino die Filme angeschaut. Die Bücher habe ich jetzt nicht so gelesen (er schmunzelt).
Was macht dir denn an deiner Arbeit besonders viel Spaß und was vielleicht auch nicht?
Was mir gar keinen Spaß macht, das ist schlechtes Wetter. Dafür bin ich einfach nicht der Typ.
Spaß macht ansonsten eigentlich jeder Tag. Was schön ist, ist der Kontakt mit den Leuten. 99% davon sind wirklich nett, sind zufrieden und man kann gut mit ihnen reden.
Ein bisschen etwas zu dir privat. Was bist du für ein Mensch? Was magst du, was nicht? Wie würdest du dich beschreiben?
Mein Gott, jetzt im Alter bin ich schon ruhiger geworden. Eigentlich mag ich heute nur noch gern gemütlich sitzen und bin froh, wenn ich gesund bin. Was ich gar nicht mehr mag, ist reisen. Ich bin in meiner Jugend und Bundeswehrzeit quer durch die ganze Welt gereist. Damit bin ich durch. Ansonsten halte ich es wie mit dem alten Sprichwort "So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus". Von mir kann man alles haben, aber es kommt auf die Art und Weise an. Lügen hasse ich wie die Pest. Menschen, die lügen, haben etwas zu verbergen.
Hast du noch andere Hobbys?
Ich habe immer recht gerne Musik gehört, Country Musik und auch viel bayerische Volkslieder. Was ich gar nicht hören kann, ist Rap. Da bekomme ich eine Gänsehaut.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Gesund bleiben, und dass es meinen Pferden gut geht.
Hast du ein Lebensmotto?
Leben und leben lassen.
























