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Pullman City - Die lebende Westernstand - Eging am See/Passau

Neues Leben und Erleben in Pullman Citys Schmiede...

Verweist und wenig beachtet stand sie da, flankiert von Music Hall und Pferdestall – Pullman Citys Schmiede. Doch das hat nun ein Ende! Im März diesen Jahres belebte Schmied Laszlo Grosshardt gemeinsam mit seiner Frau Heidi die alte Schmiede neu und betreibt dort seitdem den BLACKSMITH & SHOP "SUNNY HILL". Dort findet man nun, neben vielen handgeschmiedeten Haushaltswaren, auch dekorative Gegenstände und kleine Souvenirs. Außerdem kann man Schmied Laszlo beim "Live-Schmieden" über die Schulter schauen. Erst vor 8 Jahren hat der 46-Jährige seine Liebe zum Schmieden entdeckt, nachdem er jahrzehntelang als Händler auf Märkten in Deutschland und Spanien unterwegs und selbstständig mit einem Großhandel für Outdoorkochen, Gulaschkessel und Zubehör war. In ihm steckt jede Menge  Power - Nicht nur in den Armen, sondern auch und vor allem in seinem Kopf. Neben seiner Muttersprache Rumänisch, spricht er auch Ungarisch, Deutsch ("Naja, ich lebe seit 40 Jahren in Deutschland..."),  Englisch und Spanisch fließend und seine Kunstfertigkeit in der Schmiede hat er sich mit Hilfe von Youtube Videos selbst beigebracht. Mit Ehefrau Heidi (43) ist er seit 18 Jahren verheiratet und lebt mit ihr in Marktl am Inn. Während der Pullman City-Arbeitszeit wartet jedoch allabendlich "Onkel Benz" auf sie – ihr 44 Jahre altes Wohnmobil, das bei Freunden in Vilshofen parkt.

Von Onkel Benz zu Sunny Hill – Wie seid ihr auf diesen Namen für euren Laden gekommen?
Nun, da ich ein sonniger Typ bin und viele diesen kleinen Hügel von der Main Street hinauf zu uns als recht anstrengend empfinden, habe ich mir gedacht, ich nenne die Schmiede "Sunny Hill" – Sonniger  Hügel. Das passt doch ganz gut, oder?

Auf jeden Fall. Habt ihr ganzjährig geöffnet oder nur an bestimmten Tagen?
Nein, ganzjährig. Wir sind immer da, wenn Pullman City geöffnet hat.

Was erwartet die Gäste bei euch?
Im Prinzip sind wir eine klassische Schmiede, mit dem Schwerpunkt auf Deko, Accessoires und Schmuck aus den Bereichen Country, Western und Pferd. Ansonsten bieten wir vieles fürs Outdoor-Kochen an. Wir haben die Firma „Petromax“, eine Marke für Feuertöpfe und Lagerfeuerzubehör mit im Boot, sowie das Traditionsunternehmen "Feuerhand", die Petroleumlampen auf einem sehr, sehr guten Niveau  herstellen. Wir haben Petroleumlampen in 22 verschiedenen Farben bei uns im Laden (lacht).

Bei euch wird auch täglich live geschmiedet.
Ja, um 12.30, 14.30 und 17.00 Uhr, Änderungen natürlich vorbehalten. Da kann man mir bei der Arbeit über die Schulter schauen, Fragen stellen und ich erkläre, wie Schmieden funktioniert anhand von Wunschprojekten der Zuschauer oder Dingen, die gerade im Shop am Ausgehen sind. Oftmals schmiede ich dabei z.B Hufeisen, weil das so ein schönes Projekte ist. Das dauert nur 10 bis 15 Minuten, und weil viele meiner Zuschauer Kinder sind, ist die Aufmerksamkeitsspanne auch noch da. Alles, was länger dauert, wird schon eng, bei Kids in jedem Fall, aber bei Erwachsenen mittlerweile auch.

Mitmachen kann man nicht?
Nein, leider nicht. Wir haben nicht viel Platz. Bei den Schmiedevorführungen schauen oft bis zu 20 Personen zu. Wenn ich dann noch jemanden aus dem Publikum zum Schmieden hole, befürchte ich, dass sich einer mal richtig weh tut, wenn er nicht weiß, was er tut. Der Schmiedeofen ist 1400°C heiß... Da ist es mir wichtiger, dass wir alle gesunde nach Hause kommen.

Könntest du dir denn vorstellen, Schmiede-Workshops zu veranstalten?
So etwas ist tatsächlich bereits für diesen Winter geplant. Wir stellen uns vor, dass wir 1-Tages-Kurse anbieten, aus Platzgründen eben mit vielleicht 2 Gästen und einem Schmied.

Du hast die Schmiede gemeinsam mit deiner Frau Heidi eröffnet. Wer macht bei euch was?
Naja, ich schmiede und sie kümmert sich um den Laden. Außerdem macht sie als gelernte Fachkraft für Finanzbuchhaltung viel Administratives. Nebenbei sind wir zusammen auch noch sehr kreativ. Wir ergänzen uns da wirklich wunderbar. Alles, was sie nicht gern macht, mache ich und umgekehrt genauso.

Du warst ja nicht immer Schmied. Wie sah dein beruflicher Werdegang aus?
Nach der Schule war ich für ein Auslandsjahr in Minnesota (USA). Anschließend startete ich mit einem BWL-Studium, dass ich aber abbrach, weil es mir zu langweilig war. Ich beschloss, mich als Markthändler selbstständig zu machen. Das war 1999. Im Sommer war ich in Deutschland unterwegs, im Winter in Spanien, weil es mir zu Hause zu kalt war (er grinst). 2009 eröffnete ich einen Großhandel für  Outdoorkochen, Gulaschkessel und Zubehör. Das war´s im Groben. Es gab da aber noch ein paar Zwischenschritte, die ganz lustig waren.

Her damit!
Wir haben unsere Fahrzeuge immer selbst gebaut und ausgebaut, und weil wir ja viel damit herumgefahren sind, sind wir damit auch aufgefallen. Das gipfelte darin, dass ich Produktionsleiter bei einer  ungarischen Firma wurde, die landwirtschaftliche Anhänger herstellte (lacht). Da ich fünfsprachig bin, war das auch gar kein Problem. Ich hab während meines Vagabundendaseins immer Kontakt zur  Zivilisation und zur Realität gehalten, habe prinzipiell aber immer das gemacht, worauf ich gerade Lust hatte. Man kann sich alles anschauen und alles lernen. So war es mit dem Schmieden letztendlich auch. Diese Einstellung begleitet mich schon mein ganzes Leben, frei nach dem Motto: Das haben schon Blödere vor mir geschafft, also werde ich es wohl auch schaffen... (wir lachen)

Wie kam es denn dann dazu, dass du Schmied wurdest?
Das passierte, würde ich sagen, aus der Not heraus (lacht). Als ich als Markthändler unterwegs war, hat ein kroatischer Schmied für mich so kleine Hufeisen zum Punzieren gemacht, also zum Namen  Hineinschlagen. Das war ein sehr schöner Artikel. Man konnte ihn wunderbar personalisieren, er kostet kein Vermögen und über so etwas freut sich jeder. Leider musste der Schmied aus gesundheitlichen Gründen aufhören und es gab keinen Nachfolger. Ich wollte diese Hufeisen aber unbedingt, fand aber niemanden, der sie mir machen konnte bzw. wollte. Also sagte ich mir: Selbst ist der Mann! Mein großes Glück war, dass mein Vater ein "Hammer und Zangen Museum" hat und daher Hammer, Amboss und Zangen massenhaft da waren. So stellte ich mir meine erste eigene Werkstatt zusammen. Die Zeit am Amboss kann dir letztendlich keiner nehmen, die musst du ableisten, egal, ob im Hobbybereich oder während der Lehrzeit. Learning by burning eben... (wir lachen)

Du hast dir das Schmieden also selbst beigebracht?
Ja. Anfangs war Youtube da für mich super! Da gibt's im englischsprachigen Raum sehr gute Schmiede, die ihr Wissen gerne teilen. Ich habe so das Gefühl, dass bei uns die Schmiede gern auf ihrem Wissen hocken.

Und Hufeisen schmiedest du heute auch immer noch...
Genau und Objekte aus Hufeisen (lacht), wie Herzen, Hufauskratzer oder Fische... Wir machen aber auch Auftragsarbeiten für unsere Kunden. Da gab es mal eine ganz lustige Geschichte. Ein Mann kam rein, die Hose auf Halbmast, und sagt: "Kannst du mir mal eben eine Gürtelschnalle schmieden, meine ist mir eben auf Klo kaputt gegangen..." Was soll ich sagen, seitdem schmiede ich auch Gürtelschnallen (lacht). Eigentlich machen wir alles, was irgendwie gebraucht wird. Was wir nicht machen, sind statischen Arbeiten, wie Geländer zum Beispiel. Für so etwas hätte ich nicht den Platz.

Gibt es den Lehrberuf "Schmied" überhaupt noch?
Nicht direkt. Er nennt sich heute Metallgestalter. Laut meiner Handwerkskarte bin ich Metallbildner.

Wo werden diese Metallgestalter denn im heutigen Industriezeitalter überhaupt noch eingesetzt?
Als Hufschmied natürlich, aber auch im Baubereich gibt es immer mal wieder Arbeiten für sie. Geländer z.B., Restaurationsarbeiten von alten Scharnieren, alten Gittern usw. Und auch in der Technik und der Mechanik gibt es ganz viele Schmiedearbeiten, weil manche Teile halt geschmiedet besser sind als industriell hergestellt. Also: Es gibt uns, aber wir werden weniger. Ich habe ausgewachsene Schmiede mit Tränen in den Augen in meiner kleinen Schmiede stehen sehen, weil ich ihren Traum leben darf, während sie selbst seit Jahren nur noch seelenlose Edelstahlgeländer anfertigen. Schmieden ist aber nicht klinisch, es ist im Gegenteil organisch. Das Werkstück wächst und darf auch gern ein bisschen abstrakt sein. Ich feiere total, dass ich meine Ideen umsetzen und meinen Werken meinen eigenen künstlerischen Ausdruck verleihen kann. Bei unserer Größe geht so etwas halt. Ich habe z.B Zimmerernägel für mich als super Rohstoff entdeckt. Aus denen kann man tolle Sachen machen, z.B. Besteck. Das sieht so nett aus! Ich lasse den Nagelkopf hinten stehen und forme aus der Spitze dann Messer, Gabel oder Löffel.

Welches ist euer günstigstes, welches euer teuerstes Stück im Laden?
(Lacht) Das günstigste ist ein Lagerfeuer Starter für 1,50 €. Ich schätze mal, das momentan teuerste wird der "Petromax atago" sein, eine spezielle Edelstahl Feuerstelle, die nicht raucht, für 250 €. Bei den geschmiedeten Dingen liegen wir zwischen 8 und 90 Euro. Das ist also nicht so dramatisch. Sonderanfertigungen und Auftragsarbeiten können aber auch schon mal teurer werden.

Wie kam es zur geschäftlichen Verbindung zwischen euch und Pullman City?
Wir hatten seit 14 Jahren einen Strand auf dem Weihnachtsmarkt. Als die Corona-Krise kam, setzten wir ein Jahr aus, was zur Folge hatte, dass unser Platz oben in der Reithalle weg war. Als Alternative bot man mir die Schmiede an, worauf ich antwortete: "Das trifft sich gut, ich bin ja Schmied..." Also dekorierten wir weihnachtlich, bastelten einen kleinen Laden hinein und ich schmiedete live. Das hat Pullman und mir sehr, sehr gut gefallen und so kam man auf mich zu, ob ich nicht Lust hätte zu bleiben. Natürlich musste ich das erst mit der Heidi besprechen, weil ich es keinesfalls allein machen wollte. Sie arbeitete im Büro eines Pferdefutterherstellers und meine Hauptarbeitszeiten würden dann an den Wochenenden liegen. Also keine gemeinsame Schnittmenge mehr. Auf meine Frage hin hat sie geantwortet: "Verrückt genug dazu bist du ja. Mehr als schief gehen kann's ja nicht." Gesagt, getan - Sie hat ihren Job gekündigt.

Das ist aber mutig...
Wir sind so. Wir sprangen also komplett ins kalte Wasser. Ich hatte nur die Zahlen vom Weihnachtsmarkt und dachte mir, dass es klappen könnte. Wenn wir es nicht probieren, dann wissen wir nie, ob`s funktioniert oder nicht (lacht) Dann ging es ans Renovieren. Ich wurde gefragt, ob ich irgendetwas aus der alten Schmiede behalten wolle und nach einem Kopfschütteln flog alles raus, bis auf den Amboss und die gemauerte Esse. Wir haben gemalert, ich habe Möbel gebaut und den Raum zu einer professionellen Schmiede gemacht, die jetzt tatsächlich auch meine einzige Werkstatt ist. Pullman City ist jetzt also quasi Produktion, Laden und Wohnzimmer in einem.

Wie seid ihr überhaupt ins Wild West Genre geraten?
Durch den Weihnachtsmarkt in Pullman City. Vorher hatten wir nichts mit Wildwest zu tun. Wir waren, wie gesagt, viel in Spanien auf Märkten unterwegs. Leider war Spanien vor 14, 15 Jahren durch Wirtschafts- und Immobilienkrise gar nicht mehr so gut aufgestellt und so suchten wir nach einem neuen Betätigungsfeld für den Winter. Auf einem Fahrzeugtreffen in der Nähe von Pullman haben wir den damaligen Event-Manager Deddy Jeschke kennengelernt und so kam eins zum anderen.

Gibt es etwas, das du am liebsten schmiedest oder vielleicht ein Traumprojekt?
Also, momentan mache ich total gerne Fische aus Hufeisen als Wanddeko. Nicht nur, weil wir sie neu im Programm haben, sondern weil das einfach so fröhliche Dinger sind. Erst sehen sie aus wie ein normales Hufeisen und 10 Sekunden später sind sie wunderschöne Fische. Diese Metamorphose finde ich total nett. Ein Traumprojekt gibt es eigentlich nicht. Traumprojekte hat man nur dann, wenn es nie
passt. Aber dadurch, dass die Schmiede ja in meinem Laden, also quasi in meinem Wohnzimmer steht, ist der Weg zum Traumprojekt nie sehr weit. Ich habe eine Idee, geh' rüber und mach's halt schnell.

Gibt es denn ein Lieblingsstück?
Ich habe mal einen Drachen als Bierstachel geschmiedet für einen Freund zum Geburtstag. Der Kopf war der Griff, der Körper mit Panzern und Schuppen ausgeschmückt und der Drachenschwanz war halt der Bierstachel. Das Ding wog über 4 Kilo und hat mich zwei Tage Lebenszeit gekostet, aber am Ende ist er absolut fantastisch geworden.

Woher nimmst du deine Ideen?
Mit Hufnagelherzen als Kettenanhänger kam die Heidi an. Ansonsten rede ich unheimlich viel und gern mit Menschen. Meistens sind das die besten Ideengeber.

Bist du privat auch jemand, der gern mit dem Feuer spielt und das Eisen schmiedet, solange es heiß ist?
Immer, ich kann nicht anders (wir lachen).

Was macht dich wütend und was so richtig glücklich?
Richtig wütend macht mich Gleichgültigkeit. Wenn Menschen einfach alles wurscht ist. Ich empfinde das als verschwendete Lebenszeit. Und glücklich? Das ist relativ einfach, weil ich sehr unkompliziert bin. Das ist z.B. ein schöner Abend mit Freunden. Irgendwo an einem Lagerfeuer oder Grill einfach so beieinandersitzen und eine gute Zeit haben. Das ist super. Besser geht's nicht.

Hast du Hobbys?
Kanu fahren wäre ein Hobby, dass ich total gerne hätte, wenn die Zeit dafür da wäre. Ich habe sogar eins. Das ist halt immer das Problem. Sobald man sich zu irgendeinem neuen Spaß bekennt, gibt man 110%, und dann bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Sachen. Das Kanu guckt mich zwar immer ganz traurig an, aber ich kann es auch nicht ändern (lacht). Außerdem fahre ich total gern Allradfahrzeuge im  Gelände. Während Corona habe ich mein grünes Herz entdeckt und wir haben uns ein Gewächshaus gebaut. Das hat einigen Mitmenschen so gut gefallen, dass ich im Auftrag vier weitere gebaut hab.

Welche Hoffnungen und Erwartungen habt ihr an eure Pullman City Zukunft? Gibt es Projekte?
Nö, für den Moment sind wir da, wo wir sind, sehr glücklich. Ich fühle mich angekommen und das ist cool. Erwartungen? Klar, dass uns in Zukunft ein paar mehr Leute finden... Ich habe das Gefühl, dass ein Drittel der Pullman-Besucher gar nicht weiß, dass wir dort oben sind. Und Zukunftsprojekte und Ideen kommen bei mir ja eh immer so aus dem Lauf heraus, also ohne große strategische Vorplanung.

Am 10. November startet der Weihnachtsmarkt. Gibt es bei euch Weihnachtsspecials?
Ja, wir braten Maroni - Ich liebe Maroni in jeder Form! Und was auch ein lang gehegter Wunsch von mir war: Ich wollte schon immer einmal Keksausstecher verkaufen. Ich finde die total nett. Also haben wir jetzt einen Stand mit Maroni, Keksdosen und Keksausstechern. Momentan sind es, glaube ich, 180 verschiedene Formen.

Die schmiedest du aber nicht selbst, oder?
Nee, noch nicht. Vielleicht mache ich mal welche, wenn es irgendwelche lustigen Formen gibt, die sonst keiner hat.

Zu guter Letzt ist hier deine Chance: Gibt es etwas, das du den Pullman City Besuchern sagen möchtest?
Come in - we are open! Kommt einfach rein, es ist für jeden was da.