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Pullman City - Die lebende Westernstand - Eging am See/Passau

Im Gespräch mit Jörg Richter

Howdy Jörg! Jetzt ist es offiziell – du wirst in diesem Jahr eine große Rolle in den Karl-May-Spielen Pullman City übernehmen – du spielst Intschu-tschuna, den Vater Winnetous. Jörg, stell dich bitte kurz vor – woher kommst du, was machst du?!
Ich lebe in der Nähe von Dresden am Waldrand. Eigentlich bin ich ja Philosoph, aber weil ich davon nicht leben kann, arbeite ich auch für Geld.

Was verbindet dich mit Karl-May und Winnetou?
Ich bin sowohl mit den Büchern, als auch ganz in der Nähe Karl Mays Wirkungsstätte aufgewachsen. Später habe ich natürlich die Filme gesehen.

Wie bereitest du dich auf deine Rolle vor?
In gewisser Weise lebe ich das Leben eines alten Indianers. Nur das Reiten ist weniger geworden, leider. Im Herbst und Winter bin ich viel jagen und daneben unterrichte ich das auch. Ich bin jeden Tag mit dem braven Jagdhund im Wald und natürlich übe ich mich in verschiedenen Waffen. Im Moment sind lange Wanderungen mit dem Hund im bergigen Gelände dran, dazu etwas Tai Chi und viel Hatha Yoga, wir nannten das früher Gymnastik. Gerade habe ich den Film noch einmal gesehen. Sobald ich das Buch habe, kann ich mich an die Texte machen, das lernen und womöglich noch ein paar alte oder eigene Philosophien einbringen.

Und was bedeutet es für dich die Rolle des Vaters von Winnetou zu spielen?
In gewisser Hinsicht ein Traum, ein weiser Indianer, das ist es, was ich anstrebe. Eine Mischung vielleicht mit Käpt’n Shotover, eine meiner liebsten Figuren im Schaffen von G.B. Shaw. Der hat einen schönen trockenen Humor. Ich freue mich wirklich darauf, die Figur wachsen zu lassen und zu erspüren. Die Arbeit mit dem Pferd, die Arbeit im Ensemble natürlich. Ich mache mir über Requisiten Gedanken, über Ponchos, Stiefel und was noch alles. Ein anderer Aspekt ist das erneute Treffen mit Ivi als Winnetou und Mike als Regisseur. Vor fünf Jahren ritten wir schon einmal gemeinsam, damals noch in Burgrieden. Und damals war ich Ivi’s Todfeind, Santer. Vielleicht war das ein Grund, warum wir abseits der Bühne eine freundschaftliche Distanz gehalten haben. Jetzt spiele ich seinen Vater. Ich freue mich drauf, den wilden Burschen wieder zu treffen und mit ihm zu arbeiten. Er ist ein beherzter und authentischer Winnetou.

Als Häuptling der Mescalero-Apachen musst du Stück natürlich auch reiten – bist du Pferde- und Reiterfahren?
Anfang der Neunziger Jahre durfte ich als Journalist das Marlboro- Abenteuer-Team begleiten. Eine Tour durch Utah, New Mexico, Colorado und Nevada. Ein Traum und das beeindruckendste war ein langer Tag im Sattel, da hab ich im Wortsinn Blut geleckt. Der Tag in dieser doch sehr besonderen Gegend hat sich tief in mir eingegraben. Es war hart, aber ehrlich, ich hab mich da sehr lebendig gefühlt. Der Traum schlummerte immer in mir, auch auf den absurdesten Abwegen. Erst Jahre später kam ich darauf zurück und habe es dann durch beharrliche Praxis auf verschiedenen Pferden in allen Sätteln, oder ohne ganz brauchbar gelernt. Also, ich kann drei Vorwärts-, einen Rückwärtsgang, vielleicht auch mal zur Seite, ich kann anhalten und vor allem mag ich dem Pferd weder im Maul noch im Rücken weh tun. Ich freue mich richtig drauf, da wieder in die Praxis zu kommen. Man verlernt das ja nie ganz, aber da ist auch ne Menge Flugrost im Spiel.

Worin denkst du wird für dich die größte Herausforderung während der Karl-May-Spiele bestehen?
45 Aufführungen sind schon ein Ritt, sechs Tage in der Woche im Sattel. Privat kommt noch ein Welpe dazu, ein schneller Jagdhund zum alten Rüden, zwei Iren, das wird lustig.

Und wie planst du diese Herausforderung zu bewältigen?
Ich versuche mich so gut vorzubereiten, dass es sich dann von selbst spielt und der Rest ist Disziplin. Hey, ich bin der Häuptling aller Apachen, das ist Verpflichtung genug. Wenn es keine Herausforderung wäre, würde ich es nicht machen. Und die Hunde? Liebe, Geduld und Konsequenz.

Gibt es etwas, worauf du dich besonders freust, in diesem Jahr Teil vom Pullman City Team zu sein?
Als ich kam zu so etwas, wie ein Vorsprechen. Ich wußte zunächst gar nicht, dass es das war. Wie auch immer. Ich kam aus einem Dornrosenschlaf, aus persönlichen Gründen, fuhr also nach Pullman City und fand diese Stadt im Winterschlaf. So konnte ich den klaren Geist einatmen, den Wind, der da weht. Ich ging mit dem Jaghund durch die Straßen und zumindest ich fühlte mich auf Anhieb wohl, die Qualität und der Stil der Architektur, das taugt mir. Und die Menschen, die ich getroffen habe, waren offen und freundlich. Ich hab da ein paar sehr feine Seelen gesehen. Es ist immer eine Freude, mit Profis zu arbeiten. Also, darauf freue ich mich wirklich.
Okay, mein heimlicher Plan ist, mich mit allen da zu verbünden und die Stadt zu erobern.

Jetzt noch ein bisschen was zu dir privat… Wenn du künftig nicht gerade Indianerhäuptling bist – wie verbringst du deine Freizeit?
Kanada ist überall - das mag ein bisschen philosophisch klingen, aber dahin wollte ich in der Kind auswandern und jetzt lebe ich das einfach im hier und jetzt, ganz nah am Boden möglichst im Fluß von Zeit und Raum. Ich versuche mich mit nützlichen Dingen zu beschäftigen. Ich lese viel, bin jeden Tag mit dem Hund, oder bald mit den Hunden im Wald unterwegs. Ich bezeichne mich gern als Holzmessi - ich sammle selbst kleine Dimensionen, schnitze gern und schaffe kleine oder größere Arbeiten aus feinen Hölzern. Ich liebe Gitarren und Mandolinen und überhaupt Musikinstrumente. Ich dilettiere seit vielen Jahren damit herum und singe Songs zur Gitarre, oder schreibe Songs. Vielleicht spiele ich ja mal n Abend ein paar davon. Ihr merkt schon, ich habe eigentlich gar keine Zeit, zum arbeiten, aber von etwas muss man ja leben. Und hier kann ich so eine Art Leben, das ich mir immer gewünscht habe, für eine Weile in der Stadt leben. Zum Herbst gehts dann wieder zum unterrichten und zum jagen in die Wälder. Ach ja, und dann bin ich seit fast einem halben Jahr damit beschäftigt, Angestellten der KSK schriftlich zu erklären, dass ich freiberuflich künstlerisch schaffe. Eine entwürdigende Posse.

Wenn du dich mit drei Adjektiven beschreiben müsstest, welche wären es? Und warum?
Das kann ich nicht. Ich denke, ich bin wahrhaftig, gerade heraus, typisch Schütze. Ein Yogi nannte mich mal Atma, das bedeutet eigentlich nichts anderes, als Seele. Ich bin gerade dabei meine Mitte zu finden für das Stück. Da fällt es mir noch schwerer, mich von außen zu beurteilen. Was man sieht, sind Reflexionen auf die Umwelt und die Situationen, in die wir uns manövrieren. Das, womit wir uns beschäftigen, werden wir erreichen. Das wird hier gerade vielleicht etwas philosophisch. Also, ihr merkt schon: Ich kann ein entsetzlicher Klugscheißer sein, aber eigentlich bin ich ganz pflegeleicht.

Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf die Karl-May-Spiele gemeinsam mit dir und dem ganzen Karl-May-Ensemble… Jörg, wenn du an die Pullman City Fans noch Worte richten möchtest – hier wäre Platz dafür:

Kommt voller Vorfreude, aber ohne Erwartungen und habt Frieden und Liebe im Herzen.