Anita Schiermeier
„Im echten Leben bin ich kein leichtes Mädchen“, sagt Anita Schiermeier aus Thyrnau bei Passau, „aber durch das Kostüm kann ich mich leicht in die Rolle hineindenken“. Und noch etwas kommt der gelernten Altenpflegehelferin, die in Teilzeit mit Behinderten arbeitet, zu Gute: Ihre Bühnenerfahrung, auch mit Sprechrollen. „Ich spiele schon viele Jahre hobbymäßig Bauerntheater“, berichtet Anita, die gern über sich selbst lacht, „meistens hab ich eine Depperl-Rolle, das macht mir sehr Spaß.“ Das Schwierigste an ihrer jetzigen Rolle? Das Hineinzwängen in die enge Korsage. Dafür legt sich Anita in der Umkleide rücklings auf eine Bank und hält die Luft an, während eine Helferin die Ösen einhakt.
Martina Kluck
Wie gerne hätte Martina Kluck aus Waldkirchen schon in ihrer Jugend einen künstlerischen Weg eingeschlagen! Doch das Leben hatte anderes mit ihr vor. Sie wurde früh Mutter von vier Kindern, lernte Fremdsprachenkorrespondentin und unterrichtet heute an der VHS Englisch und Spanisch. Dafür genießt sie es jetzt um so mehr, bei Winnetou mit zu spielen. „Am liebsten mag ich die Szene, in der Winnetou seinen ersten Auftritt hat und zur bekannten Melodie einreitet“, erklärt Martina. In „Der Fluch des Goldes“ mimt sie in den Reihen der Stadtbewohner ein leichtes Mädchen. In Wirklichkeit fühlt sie sich mehr mit den Indianern verbunden.
Dieter Stütz
Als Regisseur Mike Dietrich Pullman Citys First Marshall „Reno“ Dieter Stütz fragte, ob er nicht auch in der Karl May-Show der Marshall sein will, zögerte Reno keine Sekunde. „Es macht mir sehr Spaß. Ich empfange die Ladies, die mit der Postkutsche angekommen sind, geleite sie zum Hotel“, erzählt er. Der 76-jährige Franke lebt seit 2013 ohnehin mehr als Dauercamper in Pullman City als in Würzburg. Stets galant gekleidet, ist er allzeit um Recht und Ordnung bemüht. Die Angriffe von Indianern und Banditen kann er zwar nicht verhindern, aber das tut seiner Eleganz keinen Abbruch. Früher hat er als Maschinenschlosser, Entwicklungs-Ingenieur und selbständiger Versicherungskaufmann gearbeitet. Als Reno 50 wurde, sattelte er um zum Privatier.
Uschi Max
Wenn sie aus der Kutsche steigt, sind ihr alle Blicke sicher: Lady Jill ist eine waschechte Westernlady, die auf der Karl May-Bühne nach neuen Abenteuern sucht. Elegant flaniert sie durch die Straßen, flirtet mutig mit den Banditen – und auch beim Pokern mit Musiker Jochen hält sie sich längst nicht an alle Regeln. Uschi Max, wie sie im „echten Leben“ heißt, arbeitet in Pullman City in der Abteilung Gruppenevents und ist nebenbei noch Countrysängerin, Moderatorin und Hochzeitsplanerin. Was ihr an der Karl May-Show am besten gefällt? „Dass es soviel Action gibt. Mir gefallen die Schießereien und Explosionen.“ Wie gesagt: Diese Lady liebt das Abenteuer.
Nico Weissinger
Erst war das Schauspielern ein bisschen gewöhnungsbedürftig für Nico Weissinger (17) aus Eging. Doch dann hat er sich doch recht schnell daran gewöhnt, vor bis zu 500 Leuten aufzutreten – und das sogar in zwei Rollen: Als Stadtbewohner und als Bandit. „Wenn ich was mache, dann will ich es perfekt machen", erklärt Nico, „aber Indianer könnt ich nicht sein.“ Das Cowboy-Dasein liegt ihm besser, die Winnetou-Filme hat er alle gesehen. Dass Nico sein außergewöhnliches Hobby zeitlich mit seiner Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker vereinbaren kann, davon musste der 17-Jährige seinen Chef erstmal überzeugen. Doch er hat gezeigt, dass er das schafft. Und wie! „Er ist mittlerweile eine Allzweckwaffe“, sagt Kollege Norris. Nur vom Dach springen geht nicht: Höhenangst.
Gerhard Rommel
„Ich habe die Winnetou-Melodie gehört und wusste, da will ich dabei sein“. Schon seit 20 Jahren kommt Gerhard Rommel (46) aus Grattersdorf als Hobbyist nach Pullman City. Als Stadtbewohner kämpft er gegen die Indianer, im Leben „draußen“ ist er LKW-Fahrer. Auch 2020 will er wieder dabei sein: „Ich freue mich drauf, wenn die Karl May-Show nächstes Jahr zu richtigen Festspielen ausgebaut wird“, sagt Gerhard.
Konrad Iruschek
In Passau arbeitet er bei der Sicherheitswacht, bei „Karl May“ quasi auch: Wenn die Indianer angreifen, ist „Stadtbewohner“ Konrad Iruschek (54) mit seiner Pistole unter den Verteidigern der Westernstadt, auf dem Dach liefert er sich mit „Rothaut“ Randy eine waghalsige Kampfszene. „Ich kriege schon eine paar Schläge ab“, erzählt Konrad. Doch während der Probezeit wurden die Stunts gut eingeübt. Weil Konrad eine Jahreskarte für Pullman City hat, war es nur natürlich, beim Casting mitzumachen. Seine Kollegen von der Passauer Sicherheitswacht haben ihn auch dazu ermutigt. So ein Glück!
Angie und Norris Schönmüller
Sie sind mit den Winnetou-Filmen aufgewachsen, haben später die Original-Schauplätze in Kroatien besucht, beschäftigen sich schon länger mit der Lebensweise der Trapper und Indianer. Um bei „Winnetou und der Fluch des Goldes“ mitzuspielen, hätten Angie und Norris aus dem oberbayerischen Tittmoning wohl jede Komparsen-Rolle übernommen. Angie mimt eine Stadtbewohnerin und Saloon-Dame, Norris einen angriffslustigen Indianer. Seit 2003 kommen sie regelmäßig als Hobbyisten nach Pullman City. Früher brachten sie auch öfter ihre zwei Kinder (heute 20 und 23) mit. Was sie „draußen“ machen? Angie befüllt in Teilzeit Kaffeeautomaten. Norris ist im Knast: Als Schlossermeister im Jugendvollzug.
Jochen Brand
„Was könnte es Schöneres geben? Hier bin ich als Musiker gefragt, darf mit Lady Jill Karten spielen und mich um die leichten Mädchen kümmern“, sagt Jochen Brand (51) aus Vilshofen. Doch es gibt auch die andere Seite seiner Stadtbewohner-Rolle: Weil er als Hallodri im Saloon seine Zeche nicht zahlt, landet er ziemlich unsanft auf der Straße – und bekommt von der resoluten Wirtin fast auch noch eins mit der Bratpfanne über die Rübe. Aber was soll's: Das alles zusammen ist der perfekte Ausgleich zum Lehrer-Job mit Englisch und Französisch. Winnetou-Fan war Jochen schon als Bub. „Und später, als Erwachsener, beim ersten Kroatien-Urlaub, war dieses Gefühl wieder da“, schwärmt Jochen. Längst ist er selbst Vater, hat mit seiner Familie die Drehorte und die Karl May-Festspiele in Burgrieden und Bad Segeberg besucht. Um so überzeugter kann er sagen: „Unser Winnetou ist in ganz Deutschland der Beste.“
Buddy Treffer
Er ist geritten, hatte selbst eine Ranch. Als er 1997 hörte, dass in Eging eine Westernstadt gebaut wird, wurde er ein Hobbyist der ersten Stunde – und auch Koch im Steakhouse. Später arbeitete er auch in einer Westernstadt in Wien, doch das reichte alles noch nicht: Buddy wollte zum Ursprung seines Hobbys: Nach Kanada. 2005 machte er seinen Traum wahr. „Die Weite, der Wald, die Unberührtheit der Natur, das fasziniert mich ungemein“, erklärt Buddy (60). Fast wäre er dort geblieben. Seiner Kinder wegen kam er wieder zurück in den Bayerischen Wald. Damit hatten ihn auch Pullman City und die American History Show wieder! Keine Frage, dass er als gewichtiger Stadtbewohner mitmacht bei „Winnetou und der Fluch des Goldes“. Seine Tochter Sophie spielt eine Indianerin.
Tom Mangstl und Hanna
Wenn „Postbeamter“ Tom Mangstl (36) in der Show auf seine Taschenuhr schaut, ist klar: Gleich muss die Postkutsche kommen. Und egal, ob Banditen oder Indianer sich Pullman City nähern, Tom zieht den Revolver. Wie alle anderen „Verteidiger“ hat er dafür eigens eine Schulung für den Umgang mit Theaterwaffen absolviert. Denn eines ist klar: Die Sicherheit geht vor. Darauf hat Tom auch sonst ein Auge, schließlich ist der Eginger im Hauptjob Security-Mitarbeiter der Westernstadt. Bei der Karl May-Show mitzuspielen, macht ihm großen Spaß: „Das ist mal etwas anderes“, sagt Tom. Mit dabei ist auch seine Tochter Hanna (6). Sie spielt im Sand, winkt den Banditen und Indianern Goodbye – und wenn es gefährlich ist, verschwindet sie mit Mama Jenny hinter den Kulissen.
Simone Kuhnt
Immer, wenn in Pullman City etwas Aufregendes passiert, kann man sicher sein: Gleich biegt Westernstadt-Reporterin Simone Kuhnt (39) mit ihrer Kamera um die Ecke . Als die Passauerin von der Inszenierung der Karl May-Show hörte, bekam sie aber Lust, Kamera, Stift und Block einmal wegzulegen, Rollen zu tauschen, in ein Kostüm zu schlüpfen, zum Ensemble zu gehören. Das Ergebnis ist: Es macht ihr richtig Freude – und sie ist viel öfter dabei, als anfangs gedacht. Die Kamera ist ihr aber geblieben. Als gelernte Journalistin kann Simone natürlich auch auf die Lektüre ihrer Zeitung nicht verzichten. Und außerdem: Mit ein bisschen Backstage-Info schreibt sich dieser Blog viel leichter.
Jenny Weissinger
Ihre Idee war es nicht, mit zu spielen. Aber Töchterchen Hanna wollte unbedingt. Und weil es für die Kleine bei all der Action alleine nicht ganz ungefährlich wäre, hat sich ihre Mama Jenny Weissinger (26) aus Eging überreden lassen, Hanna an die Hand zu nehmen. Damit sie ihre roten Haare nicht zu färben braucht, setzt sie sich ein braves Häubchen auf, und auch das Piercing kommt raus für Winnetou. Das klingt schon nach ein paar Zugeständnissen, die Jenny für ihre Tochter macht. Aber ihr selbst gefällt es ja auch: „Das Team ist cool und mit Regisseur Mike macht es Spaß“, sagt Jenny. Und außerdem: In der Rolle des Banditenbosses spielt ja auch ihr Freund Stefan Wimmer mit. Zu dessen Bande gehört auch noch Jennys Bruder Nico. Die Mama sitzt im Publikum.
Diana Young und Heinz Giebermann
Nacken verspannt? Fuß verrenkt? Am besten schnell Diana fragen. Die Hobbyistin, die in Unterschleißheim eine Praxis für Ostheopathie und Allgemeinmedizin führt, hat so etwas wie heilende Hände. Ihre Herzensheimat ist Pullman City. Dort zeigt sie in ihrer Hütte immer wieder historisches Showcooking, betreut Kinder und kümmert sich um Hund & Katz. Ihr Mann Heinz Giebermann arbeitet selbständig als Schreiner und gehört zu den Marshals der Westernstadt. Anfangs spielten die beiden Hobbyisten und Countryfans als „gewöhnliche“ Siedler in der Karl May-Show mit. Doch als Saloonwirtin Shania krankheitsbedingt ausfiel, lernte Diana kurzfristig den Text und warf sich in Schale. Sie fühlt sich pudelwohl als Wirtin, und das sieht auch das Publikum.
Joey und Flo
„Stadt belebt sich“ – das ist das einzige, was die Stadtbewohner für Szene 3 in Mike Dietrichs Textbuch lesen. Doch so knapp diese Regie-Anweisung ausfällt, so facettenreich füllen die Siedler von Pullman City ihre Rollen aus. Für einen absoluten Hingucker sorgen unsere Kutscher Joey und Flo. Sie fahren mit einer zweispännigen Kutsche ein, halten an und lassen zwei reisende Ladies aussteigen. Mit Pferden kennt sich Joey schon seit seiner Jugend aus.