Was wäre unsere Winnetou-Show ohne die Komparsen?
Wer genau aufpasst, sieht: Nichts bleibt dem Zufall überlassen, jeder hat einen Plan, eine eigene Rolle. Da wird geflirtet, gepokert und gemogelt. Geschäfte werden gemacht, Wände neu gestrichen. Es wird getrunken, getanzt und gesungen, gespielt, gerangelt, gekämpft und geschossen. Die Banditen stehen für das Böse, die Siedler beleben das Stadtbild, die Indianer verkörpern einen ganzen Stamm, der für das Gute kämpft. Normalerweise agieren sie alle im Hintergrund. Jetzt stellen wir sie in den Vordergrund.
Chiara Arbinger
Vom Büro ins Indianerkostüm: Chiara Arbinger (23) aus Kirchberg im Wald arbeitet im Pullman City- Town Office, reitet für ihr Leben gern und hat ein eigenes Pferd. Mit den Indianern, ihrer Kleidung und ihren Bräuchen kann sie sich identifizieren, deshalb spielt sie in der Winnetou-Show eine Indianerin. „Dabei sein ist alles, und es ist eine super Abwechslung zum Büro“, sagt Chiara. Wenn „Not am Mann“ ist, findet man sie im Technikhäuschen oberhalb der Zuschauertribüne: Dann macht Chiara den Ton.
Randy Buhlmann
Damenumkleide, eine knappe Stunde vor Spielbeginn. Randy Buhlmann (45) massiert hingebungsvoll die braune Gesichtsfarbe ein, die das Berchtesgadener Bleichgesicht zur Rothaut macht. In der Zeitung hatte der selbständige Malermeister vom Casting für die Winnetou-Show erfahren und sich gedacht, „das wäre was“. Er schrieb eine Mail, wurde eingeladen, stellte sich vor und wurde genommen. „Ich find's total schön“, sagt Randy – und nimmt Woche für Woche viele Hundert Kilometer Fahrt auf sich. Dadurch, dass er selbständig ist, kann er es sich so einteilen. „Schon als Kind habe ich die Karl May-Festspiele in Elpse gesehen und war begeistert. Dass ich jetzt Gelegenheit habe, selbst an Winnetous Seite zu kämpfen, ist einfach toll!“.
Sophie Treffer
„Wenn ich zu Beginn der Show mit der Fackel rausgehe, vor mir Adele zu tanzen beginnt und ich hinter dem Publikum den Sonnenuntergang sehe, bekomme ich jedes Mal Gänsehaut. Diese Perspektive hat sonst keiner. Dieser Moment gehört nur mir.“ So beschreibt Indianerin Sophie Treffer (31) aus Garham den für sie schönsten Augenblick in der Karl-May-Show. Als Pullman City 1997 gegründet wurde, kam sie mit ihren Eltern regelmäßig hierher, stieg vom englischen Reiten auf Westernreiten um und wirkte mit bei verschiedenen Shows. Seit letztem Jahr kommt auch schon Töchterchen Magdalena (3) mit.
Alexandra Thomas
„Ich habe mir die Show fünfmal angeschaut und finde sie super“, sagt Alexandra Thomas (40). Doch eigentlich spielt selbst mit. Als Indianerin, zusammen mit ihrem Pferd Chayenne, das „ziemlich cool, flexibel und schussfest“ ist. Alex stammt aus Oberbayern, kam im Urlaub nach Pullman City, verliebte sich in die Westernstadt und ist seit neun Jahren fest da. „Ich war schon immer ein kleines Cowgirl“, sagt sie. Den emotionalen Höhepunkt in der Winnetou-Show sieht Alex am Ende, wenn das Mädchen Mary sagt: „Mir konnte nichts passieren, Mama hat auf mich aufgepasst.“
Jessy Habermann
Jessy ist erst 24 und unterrichtet Reiten, seit sie 18 ist. „Ich hatte nicht vor, mich selbständig zu machen, aber die Nachfrage war da“, erzählt die zierliche, junge Frau aus Neuhaus am Inn. Mit eigenen Stall und eigenem Konzept (natural.horsing) hat sie sich auf Pferdetraining, Bereiten, Kurse, Trickreiten und Liberty spezialisiert. Während sie zuhause die „Lehrerin“ ist, genießt sie bei der Karl May-Show die Zusammenarbeit mit Kollegen, die ebenfalls sehr gut reiten können. Ihre Devise: „Man kann mit einem Pferd fast alles machen, wenn man richtig mit ihm kommuniziert.“ Da passt doch die Rolle als Indianerin sehr gut dazu!
Nina Haselsteiner
„Ich konnte wohl eher reiten als gehen. Ein Leben ohne Pferd kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Nina Haselsteiner aus Perlesreut. Die Winnetou-Filme hat die 26-Jährige als Kind mit dem Opa geschaut. Und außerdem hat Nina die dicksten Zöpfe, die man je im Wilden Westen sah. Kein Wunder, dass sie in der Karl-May-Show eine Indianerin spielt. Ihre Lieblingsszene ist die erste, in der die Indianer zeigen, wie sie früher lebten im Einklang mit der Natur. „Da reitest du rein und weißt, das ist real. So war es. So sollte sein.“ Nina arbeitet halbtags als Physiotherapeutin in einem Krankenhaus. Die andere Hälfte ihrer Zeit verbringt sie meist mit den Kollegen und Freundinnen aus Pullman City, ihrer „zweiten Familie“.
Melanie Farnhammer
„Das Reiten macht mir Spaß, die Leute sind nett, das Team passt“ – das sind die Gründe, warum Melanie Farnhammer (42) aus Tittling mit im Boot ist. Doch da kommt noch was dazu: Sie ist begeistert von der Show und von der riesigen Resonanz der Zuschauer. Mit ihrer Rolle als Indianerin kann sich die Büroangestellte bestens identifizieren.
Bettina Wimmer
Gelernt hat sie Bäckerin, jetzt ist sie Mama, Feuerkünstlerin, Trickreiterin, Cowgirl und bei Karl May: Indianerin. Bettina Wimmer teilt sich ihre Rolle als Indianer-Kriegerin mit Nina Haselsteiner.
Adele und Jan
Den Leuten läuft es warm und kalt den Rücken runter, wenn Indianerin Adele „Belle Star“ im Fackelschein für Manitu tanzt. Und die Leute halten den Atem an, wenn Adele später als Sohn des Indianerhäuptlings gegen die Banditen kämpft – und am Ende stirbt. Das Wichtigste ist dabei stets, dass die Frisur sitzt. Deshalb findet sich Adele immer zwischen diesen beiden Szenen in der Umkleide ein, um sich von einer Gehilfin das Stirnband extrafest um die schwarze Perücke zurren zu lassen. Seit 2016 arbeitet die 35-jährige Tschechin als Showgirl in Pullman City, begeistert mit traditionellen indianischen Tänzen und mit einer Hundeshow zusammen mit Bettina Wimmer. Adele lebt mit ihrem Mann Jan in mitten der Westernstadt. Jan, normalerweise Indianer, mimt bei bei Karl May einen bösen Cowboy und Banditen. Als solcher kämpft er erbittert gegen seine Frau. Doch im echten Leben halten sie zusammen, 24 Stunden am Tag.
Kathi Wagner
„Die Winnteou-Filme kannte ich kaum, doch die Geschichte, die Regisseur Mike Dietrich in „Der Fluch des Goldes“ erzählt, gefällt mir total gut“, berichtet „Indianerin“ Kathi Wagner aus Tiefenbach. Die 20-Jährige arbeitet als Bürokauffrau bei einem Reiseunternehmen – und ist privat ein echtes Cowgirl mit eigenem Pferd.
Philip Lechl
Erst hätte er kämpfen sollen, jetzt „stirbt“ er lieber: Philip Lechl (21) arbeitet in Pullman City im Stall, kann reiten und kennt Pullman City wie seine Westentasche. Mutter Michi Petermichl hat mit ihrem Partner eine Hütte im Authentikbereich – und ist jetzt auch mächtig stolz auf ihren Sohn. Normalerweise fühlt sich Philipp als Cowboy wohler, doch für Winnetou ist er unter die Indianer gegangen. Steht ihm auch gut!