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Pullman City - Die lebende Westernstand - Eging am See/Passau
Jetzt macht Mike Musik und gute Laune  Was für ein verrücktes Leben: Er wanderte ziellos durch die Wälder, heuerte bei Bauern an, um für Kost und Logis ein paar Tage zu helfen. Und er bettelte, weil es ihn interessierte, wie sich das anfühlt. „Ich wollte nur ein Butterbrot“, erzählt Mike, der Mundwerker (50), der aus dem Sauerland stammt. Ab jetzt ist er festes Mitglied im Pullman City Showteam, moderiert die American History Show, bereichert das Street Entertainment und das Showprogramm. Von 1998 bis 2006 war er schon mal hier, nun ist er zurück in Eging. Zusammen mit seiner Frau Shania Sharanton, der Schildkrötenfrau und Schamanin, die in Pullman City die Weisheit der Indianer vermittelt. Fünf Leben ist es her, sagt Mike, da war er ausgebildeter Physikassistent und Umweltschutztechniker. Doch das war nicht seine Bestimmung. „Mit 25 kannte ich 500 Berufe, die mir keinen Spaß machten. Also zog ich los in die Welt, als ein Niemand. Zu Fuß. Erst mit einem Hund, dann mit zweien. Und dann kam auch noch ein Maultier mit Packgeschirr dazu.“ Wohin die Reise gehen sollte, war lange nicht klar. Mike wusste nur, dass er in keine der gängigen Schubladen passte. „Oft haderte ich mit Gott, wenn ich irgendwo am Arsch der Welt im Wald saß und fror“, erzählt Mike. Irgendwann fing er mit Straßenmusik an, spielte Blockflöte. Eines kam zum anderen, und endlich, mit 37, wusste Mike, was er wollte: Geschichten erzählen, mit Geschichten die Menschen berühren. Er ließ sich zum Geschichtenerzähler ausbilden, trat vor Publikum auf und erkannte mit der Zeit, dass es gut wäre, längere Erzählungen mit Musik aufzulockern. Nach und nach stellte er ein Sammelsurium aus verrückten Instrumenten zusammen, genannt „Mikes Kuh- und Küchenorchester“. Als „Crazy Spoon“ stellt er seine lustigen Werkzeuge vor und verteilt sie zum Mitspielen an die verblüfften und begeisterten Zuschauer. „Das ist meine Welt, an der Front. Ich bin der, der mit den Leuten Action macht und Menschen berührt.“ Doch Mike wäre nicht Mike, wenn er stehen bleiben würde. Schon hat er eine weitere Leidenschaft gefunden: Schuhe putzen. Professionell. Mit dem richtigen Material. Und mit viel Liebe zum Menschen. „Das macht mich total an. Ich habe extra ein Schuhputzseminar in Frankfurt besucht“, sagt Mike, der auch diese Kunst in Pullman City zeigt. Wie kommt Mike auf so schräges Zeug? „Wenn ich eine Geschichte erzähle, ist sie weg, verstreut in alle Winde. Das ist okay. Und gleichzeitig habe ich Sehnsucht nach etwas Erdigem. Wenn man den Menschen auf der Straße die Schuhe putzt, macht man sich klein. So kommt man den Menschen nahe. Das mag ich.“