Im Gespräch mit janis günther ...
Janis, du bist spielst nun schon das zweite Mal auf der KM-Bühne in Pullman City, beide Male einen Bösewicht. Fällt es dir schwer Dich in diese Rollen hineinzuversetzen?
Eigentlich ist es genau das Gegenteil – mir macht es ungeheuer viel Spaß das auf der Bühne verkörpern zu können wo bei mir privat die Grenzen liegen. Gerade das macht den Beruf des Schauspielers so attraktiv. Außerdem ist keine Rolle gleich. Es gibt nicht „DAS Böse“. Ich finde es sehr interessant mich mit den einzelnen Beweggründen zu beschäftigen. Jeden Menschen treibt etwas anderes an. Im letzten Jahr habe ich „Knox“ als absoluten Psychopathen angelegt, der einfach nur aus Jux und Tollerei böse war. Das wird dieses Jahr anders sein. Für „Mokaschi“ spielen andere Motive eine Rolle, weswegen er so handelt wie er handelt. Gerade diese Rolle ist aktueller denn je. Themen wie Rassismus, Unterdrückung und Ungerechtigkeit treiben ihn an und ich fühle mich geehrt seinen vielfältigen Charakter auf der Bühne zum Leben zu erwecken und auf die Wichtigkeit dieser Themen auf künstlerische Weise aufmerksam zu machen.
Hand aufs Herz – Privat: Schurke oder Gutmensch?
Ich glaube niemand kann von sich selber behaupten, dass er ein „Gutmensch“ oder „Schurke“ ist. Das liegt denke ich immer im Auge des Betrachters. Ein auf den ersten Blick „böser Mensch“ sieht sich vielleicht selber als absoluter Gutmensch, weil er in seinen Augen aus guten Motiven handelt. Genauso ist es umgekehrt. Würdet ihr jetzt meine Freund*innen fragen, wäre die Antwort „Gutmensch“ und das würde ich auch in gewisser Art & Weise bestätigen. Ich gebe mir sehr viel Mühe allen höflich, zuvorkommend und freundlich zu begegnen. Außerdem bin ich sehr empathisch und kann mich gut in andere hineinversetzen. Das kommt mir vor allem auch in meinem Beruf zugute.
Was hat Dich letztes Jahr so gefesselt, dass du wieder kommen wolltest?
Ich glaube es war das gesamte Paket. Diese wahnsinnig tolle Bühne, ein spannendes Stück, die Arbeit mit meinen Bühnenpferden und meinen Kolleg*innen, aber vor allem das grandiose Publikum. Es hat einfach gepasst!
Was ist die lustigste Sache, die Du bisher in Pullman erlebt hast.
Oh, da gab es einige lustige Momente! Gastauftritte von freilaufenden Tieren wie Hunden oder Pfauen bei Vorstellungen sind natürlich Highlights, die nicht auf der „normalen“ Tagesordnung standen. So etwas ist aber natürlich auch nur so lange lustig wie niemand dadurch zu Schaden kommt. Zum Glück ist nie etwas passiert und die Tiere haben ihre wohlverdienten Lacher und kleine Applauseinlagen erhalten. Über die Saloonabende, Lagerfeuergespräche und alles andere lege ich mein Schweigen und erinnere mich gerne an tolle Momente mit Kolleg*innen, die natürlich für immer in Erinnerung bleiben werden. Man darf nicht vergessen, dass wir von Mai bis September zusammen gearbeitet und gelebt haben und das sozusagen im Wilden Westen – das hat unseren inneren Kindern natürlich oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert (grinst).
Wie verbringst du am liebsten den Abend nach einem Schauspieltag?
Nach einer Vorstellung bin ich oft sehr erschöpft. Das ist aber ein schönes Zeichen, denn daran merke ich, dass ich mich auf der Bühne voll reingeschmissen und wirklich 120 Prozent gegeben habe. Deswegen komme ich danach immer gerne etwas runter mit Musik, Filmen oder gutem Essen.
Und jetzt würden wir gerne noch ein wenig über dich persönlich wissen wollen… Wenn du ein Drehbuch schreiben würdest, worüber würde es handeln?
Ich bin ein großer Fan von Romanverfilmungen – finde aber, dass es sehr wenig gute davon gibt. Wahrscheinlich würde daher mein Drehbuchdebüt eine Verfilmung eines meiner Lieblingsbücher werden. Doch die besten Filme laufen wohl eher für jeden ganz individuell in seiner Fantasie vor dem inneren Auge ab. Deswegen bleiben die Geschichten von Tom Sawyer, Dracula oder Robinson Crusoe wohl lieber auf den Seiten in meinen Büchern (grinst).
Wenn wir in dem ganzen Öl eine Öllampe finden würden, und in diesem befindet sich der allbekannte Flaschengeist - Welche 3 Wünsche hättest du?
Stets die Möglichkeit zu haben anderen Menschen durch meine kreativen Werke Inspiration und Freude zu schenken und dem ein oder anderen vielleicht ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Für mich persönlich würde ich mir wünschen weiterhin wachsen zu dürfen und an vielen spannenden und inspirierenden Projekten teilzuhaben. Sowie stets genug Energie und Motivation zu haben, um alle meine Ziele erreichen zu können. Zu guter Letzt würde ich mir wünschen, dass die Ungerechtigkeit auf dieser Welt ein Ende findet und jeder Mensch – genauso wie Winnetou es sich wünscht – in Frieden und Gerechtigkeit aufwachsen und leben darf.
Hast du ein Ritual vor deinen Auftritten?
Ich würde es nicht unbedingt „Ritual“ nennen. Ich finde es immer schön allen Kolleg*innen vor jeder Vorstellung „Viel Spaß!“ zu wünschen und am besten dann noch mit einem Handshake zu kombinieren. Das hat sich bei mir irgendwie als Konstante entwickelt.
Wie bereitest du dich jetzt im Speziellen auf den Mokaschi und auf Rollen generell vor?
Vor dem Probebeginn beginne ich ganz klassisch mit „Einlesen“ um den Menschen hinter der Rolle verstehen zu können. Auf der Bühne oder vor der Kamera muss jeder Gedanke über Handlung oder Spielpartner*in sitzen. Dafür braucht man eine gute Vorbereitung. Besonders auf so einer großen Freilichtbühne wie hier in Pullman City mache ich mir gerne vorab Gedanken über Körperlichkeit – also: Wie
läuft der Charakter? Wie steigt er von seinem Pferd ab? Was sind seine Ticks und Eigenarten? Die Rolle „Mokaschi“ stellte mich persönlich vor eine große Herausforderung, da ich nur drei Wochen in dieser Rolle geprobt habe. Da wurde dann schon die ein oder andere Nachtschicht zum Textlernen eingelegt. Das ist normalerweise nicht meine Herangehensweise (lacht). Nichts desto trotz fühle ich mich gut vorbereitet und
unterstützt und kann es kaum erwarten die Bühne zum ersten Mal in der Rolle eines Indianers zu rocken.
Was ist das Beste an deinem Beruf als Schauspieler?
Das Beste am Schauspielersein ist, dass ich in verschiedene Rollen schlüpfen und verschiedene Geschichten erzählen kann. Es ist eine kreative und aufregende Art Menschen zu unterhalten und Emotionen zu teilen bzw. zu erschaffen. Es macht einfach nur Spaß!
Wenn du einen Ölprinz – Charakter zum Essen einladen könntest, welcher wäre es und warum?
Puh – eine schwierige Frage … es gibt ja nicht nur die eine Version des „Ölprinz“. Zwischen Buch, Film und Freilichtbühne gibt es starke Unterschiede. Natürlich will ich vor der Saison nicht zu viel von „unserem“ Ölprinz verraten. Alleine schon aus beruflichem Interesse würde ich viele Fragen an die Antagonisten, also die „Bösen“, haben. Andererseits bin ich selber auch schon seit meiner Kindheit ein großer Fan der Geschichten von Karl May und könnte mich nicht entscheiden wen ich einladen würde. Ich glaube da müsste ich wohl eher ein großes Bankett ausrichten und die Gespräche würden sicher bis spät in die Nacht
gehen, wenn ich mich nicht irre (lacht).
Worauf freust Du dich am meisten in der kommenden Saison?
Ich kann es kaum erwarten, all die Pferdeäpfel wegzuräumen! (lacht) Scherz beiseite, ich freue mich darauf, die Bühne zu rocken, den Sommer im Sattel zu verbringen, Schüsse in die Luft zu feuern, auf altbekannte und neue Kolleg*innen und euch auf ein spannendes Karl-May-Abenteuer mitzunehmen!
Und jetzt zum Abschluss nochmal ganz kurz und knackig: Du in einem Satz:
Im Wilden Westen des Lebens nehme ich die Dinge so, wie sie kommen – mit einem Lasso in der Hand und einem Kaktus als Kumpel, denn wer braucht schon Sorgen, wenn man Cowboyhüte hat (lacht).