Rund 80 Bewerber kamen zum Komparsen-Casting für die neuen Karl-May-Spiele
„Hauptsache, es wird nicht langweilig“ – das ist das Motto von Ida und Thomas Arsan aus Kirchberg vorm Wald. Vor zehn Jahren zogen sie aus München in den Bayerischen Wald, um hier auf einem Vierseithof mit Pensionsbetrieb neu zu starten. Und um so nah an Pullman City zu leben, dass sie mit den Pferden hinreiten können. Jetzt wollen Ida (52) und Thomas (55) noch näher an den Wilden Westen ran. Zusammen mit rund 80 weiteren Interessierten nahmen sie am Samstag am Komparsen-Casting für die Karl-May-Spiele 2020 teil.
Der Black Bison Saloon war bis auf den letzten Platz besetzt, erwartungsvolle Gesichter, wohin man blickte. Darunter auch viele Komparsen aus der Saison 2019 und die Indianer-Reiterinnen aus dem Pullman-City-Showteam, die unbedingt wieder dabei sein wollen. Jeder füllte einen Bewerbungsbogen aus und wurde zu einem kurzen Einzelgespräch gebeten. 90 Minuten soll das Action-Theater auf der Freilichtbühne dauern, hatte Regisseur und Textbuch-Autor Mike Dietrich zuvor erklärt. Die Mitwirkenden und die Zuschauer könnten sich freuen auf spektakuläre Stunts, mystische Effekte, Pyrotechnik und viel Gefühl. Winnetou werde einen Bühnenwolf als Begleiter bekommen und zum ersten Mal werden bei Karl-May-Spielen in Deutschland echte Bisons zu sehen sein. Die tragenden Sprech-Rollen seien großteils mit Profis wie Schlagersängerin Claudia Jung und Ivica Zdravkovic als „Winnetou“ besetzt. Doch die Komparsen seien genauso wichtig, betonte Mike Dietrich.
Gespielt wird „Winnetou und das Geheimnis um Old Surehand“. Da braucht es für zwei Indianerstämme, Siedler, Banditen, Kavallerie und Massenszenen jede Menge Personal. „Ich erwarte keine perfekten Schauspieler. Aber ich will, dass ihr eintaucht in die Geschichte, egal ob 1.400 Zuschauer auf der Tribüne sitzen oder zehn“, sagte Dietrich, während er im Saloon von Tisch zu Tisch ging, „niemand ist der Wichtigste oder Unwichtigste. Jeder ist herzlich willkommen, zur Karl-May-Familie zu gehören“.
In der vergangenen Saison hätten rund 40.000 Besucher die 45-minütige Winnetou-Show gesehen, berichtete Pullman City-Geschäftsführer Ernst Grünberger den Bewerbern. Der riesige Erfolg und die gute Zusammenarbeit mit Regisseur Mike Dietrich hätten die Westernstadt darin bestärkt, das Thema auszubauen. Event-Manager, Pferde-Koordinator und Moderator Deddy Jeschke lud alle ein, neben den Karl-May-Spielen auch die American History Show zu bereichern.
„Wir wollen mit unseren Pferden mitmachen und würden gerne Stunts lernen“, sagten Anna Pagany (18) und Anna Schober (19) aus der Nähe von Bogen. Sie hatten die Einladung zum Casting auf Facebook entdeckt. Reiten können sie von klein auf. Die Geschichten von Karl May lernten sie allerdings über einen Umweg kennen: Erst sahen sie sich die Parodie „Der Schuh des Manitu“ von Michael Bully Herbig an, danach interessierten sie sich für den „echten“ Winnetou.
Genau das, nämlich, dass die Kinder und Jugendlichen von heute wieder Karl May entdecken, wünscht sich Bewerber Günther Markowitsch (55) aus St. Valentin bei Linz. Die 140 Kilometer lange Anfahrt schreckt ihn nicht. Er hat viel Zeit und kommt sowieso regelmäßig nach Pullman City. Als Erwachsener nochmal Cowboy und Indianer zu spielen – das wäre für ihn ein Traum. „Es braucht Herausforderungen im Leben“, sagen auch Ida und Thomas Arsan aus Neukirchen vorm Wald.
Die Proben beginnen im Mai. Aufgeführt wird das Stück zwischen Juni und September 53 Mal, immer in den Nachmittags- und Abendstunden. Premiere ist am 11. Juni um 20 Uhr.