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Pullman City - Die lebende Westernstand - Eging am See/Passau

Wie Hilde und Richard Bals im Authentikbereich ihr Hobby leben

Als Richard Bals im Jahr 1997 kurz nach der Eröffnung zum ersten Mal Pullman City betrat, dachte er sich begeistert schon gleich oben beim Eingangstor: „Super, lauter Narrische“. Narrische, das sind Verrückte, sei hier angemerkt, und zwar im positiven Sinne. So gut hat es Richard Bals (73) und seiner Frau Hilde (72) hier gefallen, dass sie immer öfter kamen. 2006 pachteten sie einen Claim im Authentikbereich, bauten darauf eine Hütte im kanadischen Stil: „Freeman's Farm“. Das machte nicht nur ihnen einen Riesen-Spaß. Auch ihre Kinder und Enkel freuten sich mit. Richard arbeitete damals als Fernmeldetechniker – ein Job, in dem es schon mal stressig werden konnte. „Am Wochenende in „Pullman“ auftanken zu können, das war zeitweise ein richtiger Lichtblick“, erinnert er sich an eine Phase, in der die Stimmung in der Firma von Stellenabbau belastet wurde. Den Grundstein für Richards Liebe zum Wilden Westen legte schon der Vater: „Er hat uns neun Geschwistern auf der Couch oft Indianergeschichten erzählt“, erinnert sich Richard, der schon als kleiner Bub gern auf dem Pferd saß. Als Jugendlicher war er dann Pfadfinder, und obwohl ansässig in Oberbayern, zog es ihn mit dem Radl schon damals in den Bayerischen Wald. Später dann wurde Pullman City wie eine zweite Heimat für ihn: „Hier mache ich Urlaub, hier kann ich abschalten.“ Was Richard so fasziniert am Hobby und an der lebenden Westernstadt? Einerseits die Geschichte Amerikas, besonders die Zeit der Unabhängigkeit um 1776. Andererseits die Freude an der Natur und am althergebrachten Handwerk. Ob es eine Dachrinne aus einem Baumstamm ist, ein Lehm-Ofen zum Brot- und Pizzabacken, aufwändige Schmiede- und Lederarbeiten, eine Perlenstickerei oder ein gewebter Teppich – Richard und Hilde machen fast alles selbst. „So wie hier könnten wir unser Hobby nirgendwo anders leben“, ist Richard überzeugt, und es schwingt viel Dankbarkeit mit. Während Hilde eher im Hintergrund bleibt, wird ihr Mann immer wieder als der„Bürgermeister vom Authentikbereich“ bezeichnet. Er selbst sieht sich eher als „Sprecher“. „Ich will nur, dass der Laden läuft“, sagt Richard, der – ganz im „Rentnerstress“ – auch noch als Minute-Man bei der American History Show mitwirkt, Fackelwanderungen führt, beim US Car-Treffen als Parkplatzwächter hilft und den Besuchern lebhaft Geschichte und Handwerk vermittelt. Und das sind nur seine ehrenamtlichen „Jobs“ in Pullman City. Daheim, in Schnaitsee, ist ja auch noch der Gartenbau-Verein – und noch tiefer drin im Bayerischen Wald das Freilichtmuseum Finsterau. Dort gibt Richard Sensenmähkurse, backt im Dutch Oven Brot, serviert mit Hilde frische Waffeln, die sie mit uralten Waffeleisen über dem Lagerfeuer gebacken haben – und machen gleichzeitig Werbung für den Wilden Westen. Werbung für Pullman City haben die zwei aber auch schon im Bayerischen Fernsehen gemacht: Vor ein paar Jahren waren sie als Richard und Therese Baker Studiogäste in der Sendung „Wir in Bayern“. Was hat sich für die zwei seit der Anfangszeit in Pullman City geändert? „Es ist hier wie sonst auch: Das ganze Leben dreht sich. Es ist ein Nehmen und Geben. Es bleibt nie was gleich. Alles ändert sich, und das Neue ist genauso wertvoll“, sagt Richard. Aus dem geliebten, aber maroden Fort wurde ein schönes und wirtschaftlich wichtiges Hotel. Und vor ein paar Jahren mussten Richard und Hilde auch Abschied nehmen von ihrer außergewöhnlichen Border Collie-Hündin „Nelly“. Jetzt haben die beiden Briska an ihrer Seite. „Allein schon ihretwegen müssen wir mindestens 85 werden“, sagt Richard und lacht.