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Pullman City - Die lebende Westernstand - Eging am See/Passau
Nach 20 Jahren auf der Bühne widmet sich die Sängerin anderen Hobbies – letzter Auftritt am 30. Juni in Pullman City, wo alles begann – ein Interview Ganze 753 Mal stand sie seit 2001 solo auf der Bühne. „Proud Mary“ und „Me and Bobby McGee“sind die Lieder, die sie am meisten spielte. Typisch für sie: die raue Stimme, die unkomplizierte Art, auf Country- und Bikertreffen das Publikum einzubinden – und nicht zuletzt: eine Figur, die taugt für enge Jeans. Heuer wird die Sängerin und Gitarristin Gitty Fischer, die aus Neuhaus am Inn stammt, lange nahe Pocking wohnte und jetzt in Kirchroth nahe Straubing lebt, 40 Jahre alt. Nach 20 Jahren auf der Bühne, mit Band und allein, nimmt sie am 30. Juni um 19:00 Uhr beim Harley-Treffen in Pullman City ihren Hut. „Es war wunderschön“, sagt sie dankbar zum Abschied. Wie in Pullman City alles angefangen hat, warum sie aufhört und was sie jetzt vorhat, erzählt sie im Interview.

Pullman-Gitty verabschiedet sich am 30. Juni beim Harley Treffen

Gitty, das Publikum auf den Festivals kennt dich und liebt dich, warum machst Du nicht weiter?
Meine Stimmbänder sind sehr angeschlagen, und mir fehlt die Freizeit. Ich habe die Musik 20 Jahre extrem betrieben, und das neben meinem Job in der Kreditabteilung der BayWa. Wenn andere am Wochenende grillten, musste ich fort. Ich hatte mir immer vorgenommen, nicht erst aufzuhören, wenn die Leute mich nicht mehr hören wollen. 2011 spielte ich schon mit dem Gedanken aufzuhören, doch dann bekam ich 2012 doch wieder Lust und machte weiter. Allerdings mit weniger Auftritten als zuvor. Ich wollte nicht mehr müssen. Wie fühlt es sich an, nicht mehr so im Rampenlicht zu stehen?
Früher hätte ich mir nicht vorstellen können, darauf zu verzichten. Ich habe es gebraucht, Vollgas unterwegs zu sein. Jetzt mag ich auf einmal lieber im Garten sein. Ich bin ganz anders geworden und genieße es, dass ich bei einem Konzert Zuhörerin sein darf oder eine Motorradtour machenkann. Seit vier Jahren habe ich einen Partner, wir haben geheiratet und vor drei Jahren ein Haus in Kirchroth gebaut. Früher wäre eine Beziehung gar nicht möglich gewesen: ich war ja nie da. Was waren die Highlights Deiner Zeit als Sängerin?
Das waren die Anfänge in Pullman City, das Biker-Festival am Faaker See in Kärnten und die Auftritte mit der Saragossa-Band. Zu der Zeit, als Pullman City gebaut wurde, spielte ich in einer Band und lernte die Westernstadt-Manager kennen. Sie engagierten uns als Hausband, so dass wir mehrere Jahre oft in Pullman City spielten. Später löste sich die Band auf. Einmal war ich dann als Gast in Pullman City, als die gebuchte Band ausfiel. Ich wurde gefragt, ob ich nicht kurzfristig aushelfen konnte. Also fuhr ich heim, holte meine Gitarre und stieg auf die Bühne. Gefühlt war es katastrophal. Aber den Leuten hat es gefallen. Das war der Beginn meiner Solokarriere. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Chance bekommen habe, nannte mich Pullman Gitty und spezialsierte mich auf Country Musik. In die Bikerszene bin auch über Pullman City gerutscht. Ich sang für Pullman City beim Bikerfestival am Faaker See und wurde von da ab immer wieder dort gebucht. Ich spielte neben Countryvermehrt Rock und Oldies und änderte meinen Namen in Gitty Fischer. Das Zelt in Faak füllte sich regelmäßig schon eine halbe Stunde, bevor ich kam. Einmal musste es sogar wegen Überfüllung geschlossen werden. Es war dort sehr besonders. Ich hab mich jedes Mal gefühlt wie ein Superstar. Toll und interessant waren auch die Auftritte mit der Saragossa-Band, mit der ich unter anderem beim Silverstadel spielte und die Fernsehszene kennenlernte. Du hast auch selbst eine Harley...
Ja, das wollte ich immer schon, aber mir fehlte die Zeit. Vor einigen Jahren machte ich den Motorrad-Führerschein und dachte mir, eine Harley kaufst du dir dann, wenn du mit den Auftritten aufhörst. Aber kaum hatte ich den Führerschein, musste ich natürlich gleich eine Harley haben. Ein paar Mal bin ich mit ihr sogar zu Auftritten gefahren, wenn mir jemand mit dem Auto die Musikanlage geliefert hat. Auf den Biker-Festivals ist das Publikum hauptsächlich männlich – wie war das für dich?
Ich sehe das positiv, da habe ich als Frau einen Bonus. Zu späterer Stunde, wenn die Männer ein paar Halbe getrunken haben, werden sie zwar teilweise auch frecher, aber dieser Annäherungsversuche konnte ich mich immer erwehren. Und wie hast du deinen Mann kennengelernt?

Er war vor 15 Jahren Detektiv bei der BayWa, wo ich auch arbeitete. Irgendwann stieß er auf Facebook auf mich und schrieb mich an. Ich kannte ihn zwar nicht mehr, aber wir trafen uns und lernten und quasi neu kennen. Mittlerweile betreibt er ein Versicherungsbüro, und ich helfe ihm. Lebst du jetzt ganz ohne Musik?
Natürlich nicht. Ich werde immer Musikerin bleiben und Gitarre spielen. Nur das Singen kostet mich unheimlich viel Kraft. Ich habe ganz schön Respekt vor meinem letzten Auftritt in Pullman City, wo alles begann. Das Lampenfieber ist bei mir immer extrem, ich bin dann vor lauter Nervosität kaum mehr ansprechbar. Nach den ersten beiden Liedern ist dann aber alles gut. Das Tolle ist, dass ich vom Publikum auch unwahrscheinlich viel Power bekomme. Da werden Kräfte frei, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Ein ganz anderes Hobby ist für mich jetzt die Fotografie: Ich mache am liebsten Porträts und Fotos in der Natur und will mich hier auch weiterbilden. Du bist also quasi von der Bühnenfrau zur Beobachterin geworden?
Ja, so kann man das sagen. Die Vagabundin hat sich niedergelassen. Wie nehmen deine Fans das auf?

Sie finden es zwar schade, haben aber Verständnis. Ich habe viele nette Mails bekommen und habe mich sehr darüber gefreut.